Erneute Verletzung Sorgen um Pechvogel Reus: „Vielleicht bisschen Kreuzband“

Berlin (dpa) - An der Seite von Marcel Schmelzer humpelte Marco Reus mit einem breiten Strahlen als Erster aus dem Siegerflieger. Während Kapitän Schmelzer den DFB-Pokal stolz in den Händen trug, winkte Reus zufrieden den Fans, achtete beim Verlassen der Gangway aber auf jeden Schritt.

Foto: dpa

Der Nationalspieler von Borussia Dortmund hat mit 27 Jahren endlich seinen ersten Titel gewonnen. Doch diesen bezahlte er möglicherweise erneut mit einer schweren Verletzung. Laut „Bild“ hat sich Reus einen Teilanriss des rechten Kreuzbandes zugezogen.

Beim Korso durch Dortmund fehlte er zunächst, weil er sofort zur Untersuchung ins Krankenhaus gefahren wurde, um Aufnahmen vom verletzten Knie zu machen. Doch schon bald stieß er zu seinen Kollegen, die Feier wollte er sich nicht entgehen lassen. Auf dem Truck hüpfte er sogar schon wieder, während er seine erste Titelfeier mit dem Handy festhielt.

Schon auf dem Siegerpodest am Samstag war er der erste Dortmunder gewesen. Mit seligem Lächeln und sichtlichem Stolz hatte er sich leicht hinab gebeugt und den Pokal geküsst. Das Ende seiner Zeit als titelloser Profi versetzte den Nationalspieler in Hochstimmung: „Ich freue mich unmenschlich, dass es heute endlich geklappt hat. Es war ein langer Anlauf.“

Nach vier verlorenen Endspielen - 2013 in der Champions League, 2014, 2015 und 2016 im DFB-Pokal - ging sein großer Wunsch in Erfüllung. Die Schlagzeilen über den „Unvollendeten“, die noch in den Tagen vor dem 2:1 über Eintracht Frankfurt zu lesen waren, wird es in Zukunft nicht mehr geben. Genau wie solche Kommentare von Weltmeister und Kolumnist Lothar Matthäus, der Reus noch im Vorjahr als „Symbol für das Scheitern kurz vor dem großen Ziel“ bezeichnet hatte.

Zum hart erkämpften Sieg seiner Mannschaft konnte der 27-Jährige jedoch nur wenig beitragen. Schon nach wenigen Minuten zog er sich eine Knieverletzung zu und schleppte sich bis zu seiner Auswechslung in der Halbzeit mehr schlecht als recht über den Rasen. „Es ist vielleicht ein bisschen Kreuzband, aber heute nehme ich das in Kauf. Jetzt genießen wir den Moment“, kommentierte Reus sein anhaltendes Verletzungspech.

Untersuchungen sollen genauere Informationen über die Schwere der Verletzung erbringen. Doch die erste Beschreibung von Trainer Tuchel lässt nicht Gutes erahnen: „Er hatte das Gefühl, dass im Knie etwas anschlägt und hakt.“ Ähnlich skeptisch äußerte sich BVB-Kapitän Marcel Schmelzer, der wegen einer Muskelblessur ebenfalls ausgewechselt werden musste: „Das ist bitter. Ich weiß nicht, warum der Junge jedes Mal wieder durch sowas geplagt wird. Ich wünsche mir jetzt einfach, dass da nicht das Schlimmste rauskommt bei den Untersuchungen.“

Verletzungen begleiten Reus seit Beginn seiner Karriere. Erst Mitte April hatte er nach sechswöchiger Zwangspause ein fulminantes Comeback gefeiert. Trainer Tuchel war deshalb regelrecht ins Schwärmen geraten: „Er hat wahnsinnig an Persönlichkeit gewonnen, er ist selbstbewusst und traut sich alles zu. Er hat eine große Stärke entwickelt.“

Besonders schmerzlich war der Verzicht auf die Fußball-WM 2014 in Brasilien, wo die DFB-Auswahl ohne Reus den Titel gewann. Im letzten Testspiel vor dem Abflug kam das Aus. Zwei Jahre später wurde er zum Bedauern von Bundestrainer Joachim Löw wegen einer hartnäckigen Blessur aus dem Kader für die EM in Frankreich gestrichen.

Seiner Beliebtheit tat das keinen Abbruch. Reus ist neben Pierre-Emerick Aubameyang der größte Star des BVB. „Wir kommen alle in seinem Windschatten durch die Flughafenhalle“, beschrieb Trainer Thomas Tuchel noch am Tag vor dem Pokalfinale die Rolle des Blondschopfes als von den Fans verehrte Leitfigur. Noch hofft Reus auf eine erfreuliche Diagnose: „Es hat jetzt nicht Knacks gemacht, es hat sich nicht so angefühlt, als wäre was gerissen. Aber ich konnte einfach nicht mehr sprinten und nicht mehr passen und hatte so ein Stechen im Knie.“