Teningen im Schalke-Fieber: „Wie Sechser im Lotto“

Teningen (dpa) - Keine Illusionen, keine Chance, aber Genuss pur: Seit ein paar Wochen ist der Knüller gegen den Kult-Club und Cup-Verteidiger Schalke 04 das beherrschende Thema in Teningen.

Die Pokal-Partie des Siebtligisten überstrahlt fast alles in der südbadischen 11000-Seelen-Gemeinde. „Ich habe schon fast schlaflose Nächte. Alle fiebern dem Sonntag entgegen. Das wird ein einmaliges Erlebnis für uns alle“, sagt Trainer Claus Kraskovic. Vereinsvorstand Thomas Hodel jubelt über das Glückslos auch aus finanziellen Gründen: „Für uns ist das Spiel wie ein Sechser im Lotto.“

Für die Teninger wird schon die Kulisse eine Herausforderung. Der Landesligist zieht aus Sicherheitsgründen und auch aus finanziellen Aspekten ins Freiburger Badenova-Stadion um. Mit mehr als 20 000 Zuschauern können die Vereinsverantwortlichen rechnen; etwa 17 000 Tickets sind bereits abgesetzt. „Man versucht die Gedanken an das Spiel, an die vielen Zuschauer und an die Spieler auf der anderen Seite wegzuschieben, aber es ist schwer“, erzählt Fabian Minke, der als Gärtner arbeitet und FC-Kapitän ist.

Im Ligaalltag interessieren sich im Schnitt rund 200 Zuschauer für die FC-Heimauftritte. „Das wird eine enorme Umstellung für uns, zumindest zu Beginn“, betont Minke und gibt die Marschrichtung vor: „Mit Angst dürfen wir nicht hinfahren. Wir müssen frech aufspielen und versuchen, ein ordentliches Ergebnis hinzukriegen. Auch wenn es natürlich schwer wird, sich zu konzentrieren, wenn da im Gang ein Spieler wie Raul rumläuft.“

Kraskovic kriegt sich kaum noch ein vor lauter Vorfreude. Der Coach ist voller Adrenalin, die Worte sprudeln nur so aus ihm heraus. „Vor ein paar Tagen hat Sky bei mir angerufen“, erzählt er. „Ich dachte, da stimmt schon wieder etwas mit meinem Abo nicht. Dabei wollten die ein Interview von mir.“ Kraskovic macht sich aber trotz der „Pokalgesetze“ keine Illusionen: „Ein, zwei Ligen Unterschied sind immer machbar, aber sechs ist doch ein wenig viel.“

Schon wenn Teningen an einem knappen Ergebnis schnuppern könnte, wäre das eine Überraschung. „Die meisten rechnen doch mit mehr als zehn. Unter fünf wäre eine Sensation“, kalkuliert Kraskovic mit einem Schalker Schützenfest. Er habe „die Jungs daran erinnert, dass Inter Mailand von unserem Gegner fünf bekommen hat. Das sagt eigentlich alles über unsere Chancen“.

Entmutigen lassen sich die Teninger nicht. Das Erlebnis zählt. Genießen wollen sie dieses Highlight und sich gut verkaufen. „Zweistellig sollte es nicht werden“, findet Minke. So knapp wie bei den früheren Erstrunden-Teilnahmen wird es wohl nicht mehr: 2000 unterlag der FC dem MSV Duisburg 0:3 und 2004 dem 1. FC Nürnberg erst ganz am Schluss durch einen Treffer des jungen Stefan Kießling nur 1:2. Damals spielte Teningen, das früher von DFB-Chefausbilder Frank Wormuth trainiert wurde, allerdings noch in der Oberliga.

Ein Gerangel um die Verteilung der DFB-Prämie von 100 000 Euro wie beim Eimsbütteler TV hat es in Teningen nicht gegeben. „Die Spieler sind nicht an uns heran getreten, aber sie bekommen natürlich etwas ab“, sagt Hodel. Die zusätzlichen Mittel will der Erste Vorstand in den Schuldenabbau des noch mit rund 180 000 Euro belasteten Vereins stecken.

In ein paar Wochen wird sich der Rummel wieder gelegt haben. Derzeit werden die Trainingseinheiten von mehreren Medienvertretern beobachtet. Kraskovic freut die Aufmerksamkeit. „Mein Telefon klingelt im Moment ständig. Es gibt sehr viele Anfragen. Aber das gehört dazu, und das wird sich ja auch wieder legen - außer wir gewinnen“, sagt er und lacht über seinen Witz.