Pokal hat Vorrang: Heynckes sucht „Robbéry“-Lösung

München (dpa) - Alle Achtung: Eintracht Braunschweig war Jupp Heynckes wichtiger als der große FC Barcelona. Für einen möglichen Achtungserfolg gegen den Champions-League-Sieger mochte der Trainer des FC Bayern München zum Abschluss der Saisonvorbereitung keinen weiteren unnötigen Verschleiß von Personal eingehen.

„Die Spieler an zwei Tagen über 180 Minuten gehen zu lassen und dann am Montag im DFB-Pokal zu spielen, das wollte ich nicht“, erklärte Heynckes nach der 0:2 (0:1)-Niederlage gegen Barca, die er im Finale des Audi-Cup-Turniers mit einem zusammengewürfelten B-Team bewusst in Kauf genommen hatte. Richtig entschieden, urteilte der lediglich eingewechselte Torschützenkönig Mario Gomez: „Wichtig ist Braunschweig, da müssen wir einen guten Start hinlegen.“

Gegen Barcelonas Mischauswahl aus Weltmeistern und Talenten wie den herausragenden Doppel-Torschützen Thiago (42./75. Minute) ging für Heynckes die Sichtung seiner potenziellen Bankdrücker vor. Zumal er beim Pflichtspielstart die Lücken der verletzten Topstars schließen muss. „Wir werden höchstwahrscheinlich Franck Ribéry und Arjen Robben ersetzen müssen. Darum war es wichtig, Erkenntnisse zu haben, wie wir in Braunschweig spielen müssen“, sagte Heynckes.

Thomas Müller ist gesetzt, egal, ob er Ribéry links oder Robben rechts vertreten soll. David Alaba ist ein heißer Kandidat für die linke Seite. Gegen Barcelona machte aber auch Neuzugang Takashi Usami mit einigen aufregenden Aktionen nachhaltig auf sich aufmerksam. „Usami hat angedeutet, dass er ein guter Fußballer ist“, lobte Heynckes den flinken 19-jährigen Japaner: „Wenn er sich körperlich stabilisiert, kann er ein guter Spieler für uns werden.“

Größter Gewinner in der Niederlage war Jérome Boateng. Der 13,5 Millionen Euro teure Neuzugang überzeugte Heynckes im Abwehrzentrum vollauf. „Er hat gegen einen Klassegegner ein gutes Spiel gemacht. Er war sehr sicher und souverän in der Defensive.“ Platz gesichert.

Die Bayern fühlen sich gerüstet für den Saisonstart. „Die Mannschaft ist fit“, sagte Kapitän Philipp Lahm. Und wenn die Kompaktheit stimme, so Bastian Schweinsteiger, „dann sind wir eine sehr gute Mannschaft, die nicht so viele Spiele verlieren wird“.

Auch Heynckes ist „sehr zuversichtlich“, viel Arbeit müsse aber auch weiterhin für eine bessere Balance zwischen Abwehr und Angriff geleistet werden. „Wir müssen Automatismen wieder hervorkramen, die im Moment noch ein bisschen verschüttet sind.“

Beeindruckend war, wie makellos das Barca-System auch dann funktioniert, wenn neben Weltmeistern wie Andres Iniesta und David Villa etliche Youngster agieren dürfen. Trainer Pep Guardiola hob besonders den 20 Jahre jungen Thiago hervor, der als Mini-Messi die Zuschauer begeisterte und dessen zweites Tor eine Augenweide war. „Es ist ein großes Glück, dass wir diesen Spieler haben“, erklärte Guardiola: „Er möchte Karriere machen in der Fußballwelt.“

Noch in der Nacht flog Barcelonas Starensemble weiter in die USA. Die Rückkehr nach München ist aber fest eingeplant - am 19. Mai 2012 zum Champions-League-Finale. „Ich hoffe, dass es unser Weg sein wird, immer mehr zu gewinnen. Am wichtigsten ist es aber am Ende der Saison“, sagte Guardiola. Heynckes wird zustimmen.