Thiago voller Adrenalin in neues Leben
München (dpa) - Ergriffen genoss Thiago sein „Adrenalin“-Comeback zum Start der titelweisenden Bayern-Wochen.
„Mein Leben startet neu, mein Leben als Fußballer“, schwärmte der 23-Jährige. „Endlich muss ich nicht mehr daran denken, verletzt zu sein.“ Trainer Pep Guardiola stufte die Rückkehr seines geliebten Mittelfeldspielers sogar bedeutsamer ein als das 1:0 in Dortmund. „Er hat Pech gehabt, nochmal Pech gehabt und nochmal Pech gehabt. Jetzt ist er wieder da. Das ist eine tolle Nachricht für uns.“
Franck Ribéry drehte am Osterwochenende zwar schon wieder Laufrunden, aber Arjen Robben und David Alaba fallen noch lange aus - da kann Thiago Alcántara eminent wichtig werden. „Er hat ein Jahr kein Fußball gespielt. Aber wie er auf dem Platz den Ball behandelt hat - das hat schon was von einer gewissen Genialität. Es macht Spaß, ihm zuzuschauen“, rühmte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge den 21-Minuten-Einsatz des früheren Barça-Profis.
„Thiago ist unglaublich wichtig für uns gewesen, als er aus Barcelona kam“, erinnerte Guardiola an den Mann, den er mit der Forderung „Thiago oder nix“ 2013 nach München beorderte. 25 Millionen Euro ließen sich die Bayern das damals kosten.
Über ein Jahr, 371 Tage, lag der bislang letzte Einsatz des zweimaligen U21-Europameisters am Samstag zurück, als er für den erst kürzlich zurückgekehrten Kapitän Philipp Lahm eingewechselt wurde. „Ich war voller Adrenalin“, gestand Thiago, dessen Augen auch am Tag nach der Rückkehr auf den Rasen noch leuchteten. „Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich in diesem Jahr gelitten habe.“
Drei Innenbandverletzungen im rechten Knie hatten nicht nur den Spanier selbst tief getroffen, sondern auch für einige Irritationen abseits des Rasens gesorgt. Das Verhältnis zwischen Vereinsarzt und Trainer wurde öffentlich diskutiert. Dass Thiago auch in Barcelona behandelt wurde, verwunderte mitunter. „Es gibt keinen medizinischen Dissens bei Bayern München“, beschwichtigte Rummenigge damals und sprach in der Krankengeschichte des Fußball-Genius' von „unglücklichen Zusammenhängen“.
Die betrübliche Geschichte, in deren Verlauf Thiago nur 24 Pflichtspiele für Bayern absolvierte, aber rund viermal so oft fehlte, soll nun mit glücklichen Kapiteln fortgeschrieben werden. Guardiola hat für den schon in Barcelona von ihm trainierten Ausnahmekicker ohnehin eine tragende Rolle im System vorgesehen. „Ich habe aber ein Jahr nicht gespielt und wir dürfen es nicht übertreiben“, bremst sich Thiago selbst. Auch ein Startelf-Einsatz im Pokal-Viertelfinale bei Bayer Leverkusen am Mittwoch dürfte für ihn noch zu früh kommen. „Wir machen Schritt für Schritt und warten ab, wann es für mehr reicht.“