VfB giert nach Sensation: „Wollen perfektes Spiel“
Berlin (dpa) - Der VfB Stuttgart giert nach der Sensation. Im Duell mit dem übermächtigen FC Bayern München glauben die Schwaben an ihre Minimalchance im sechsten DFB-Pokal-Geschichte ihrer Vereinshistorie.
„Die Vorfreude ist riesig, wir wollen eine Topleistung abliefern, um den Bayern Paroli bieten zu können“, frohlockte Trainer Bruno Labbadia einen Tag vor dem Endspiel im Berliner Olympiastadion.
Die Lust auf den erhofften Coup ist bei dem schwäbischen Fußball-Bundesligisten spürbar. „Da ist eine tolle Atmosphäre, die wollen wir aufsaugen mit einem sehr guten Spiel“, sagte Labbadia und verneigte sich vor dem Kräftemessen mit dem Branchenprimus vor der Lebensleistung seines scheidenden Kontrahenten Jupp Heynckes.
„Ich will Jupp zu seiner einzigartigen Trainerleistung gratulieren. Das ist etwas Außergewöhnliches“, lobte Labbadia seinen früheren Coach, der am Samstag zum letzten Mal für den deutschen Rekordmeister an der Seitenlinie stehen wird. Heynckes sei ein „Vorbild für den gesamten Trainerstand“.
Einlullen als Taktik? Die freundlichen Worte gab der 68-Jährige vor dem 70. Cup-Endspiel gerne zurück. „Großes Kompliment an Bruno Labbadia und seine Mannschaft“, sagte Heynckes mit Blick auf die Saison der Stuttgarter, die zwar in der Liga nur Zwölfter wurden, aber in der Europa League ins Achtelfinale einzogen.
Die Mission Impossible soll 16 Jahre nach dem letzten Sieg in diesem Wettbewerb aus Stuttgarter Sicht unbedingt glücken. „Wir sind voll fokussiert. Die Vorfreude ist riesig“, sagte Kapitän Serdar Tasci, der wegen seiner andauernden Probleme an der Achillessehne mit einem Spezialschuh auflaufen wird. „Wir wollen ein perfektes Spiel liefern“, betonte der 26-Jährige.
Sechs Jahre nach der schmerzhaften Endspiel-Niederlage als frisch gekürter Meister gegen den 1. FC Nürnberg (2:3 n.V.) muss beim VfB alles stimmen. Die Bayern möchten ihren Trainer mit dem historischen Triple verabschieden und die Demütigung aus der vergangenen Saison gegen Borussia Dortmund (2:5) vergessen machen.
„Die Bayern sind eine absolute Weltklassemannschaft, die in allen Bereichen außergewöhnlich spielt“, attestierte Labbadia vor seinem zweiten Endspiel als Coach, nachdem er 2009 mit Bayer Leverkusen gegen Werder Bremen (0:1) unterlegen war. „An einem Tag geht immer was, ich hoffe, so einer kommt morgen.“
Der FC Bayern will den dreimaligen Cup-Sieger nicht unterschätzen. Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge warnte die Münchner Mannschaft. „Wir dürfen nicht den Fehler machen, zu glauben, der Pokal ist schon gewonnen. Stuttgart wird nicht die weiße Flagge hissen, sondern Vollgas geben“, sagte Rummenigge am Freitag. VfB-Mittelfeldspieler Martin Harnik kündigte erbitterten Widerstand an: „An diesem Tag entscheiden einfach der Wille und er Kampf.“
Die Fronten sind abgesteckt, die Personalien geklärt. Der VfB wird den früheren Nationalstürmer Cacau voraussichtlich als Joker bringen, sonst steht die Elf der Stuttgarter. Bei den Bayern wird Abwehrchef Dante wegen der Nominierung für den Confederations Cup durch den brasilianischen Verband fehlen - ihn wird Daniel van Buyten ersetzen. Ein Vorteil für den VfB? Nicht zwangsläufig. „Wir dürfen keinen Fehler machen. Wir müssen als Einheit auftreten“, forderte Tasci von seinen Mitspielern.
Das Rahmenprogramm bei den Stuttgartern stimmt jedenfalls. Wie die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei ihrem WM-„Sommermärchen“ 2006 residiert der VfB im Schlosshotel im Grunewald - Gelegenheit also, selbst für ein wundersames Kapitel Fußball-Geschichte zu sorgen. „Das wird ein wunderschöner Tag mit einem hoffentlich sehr guten Spiel“, meinte Labbadia. Trotz aller freundlichen Worte im Vorfeld: Jubeln, das will nur der VfB Stuttgart.