DFB-Trainer Wück: „Präsentationsplattform auf Weltebene“
Chillán (dpa) - Seit einer Woche bereiten sich die U17-Junioren in Chile auf den WM-Start vor. Trainer Christian Wück ist gespannt, wie sich sein Team präsentiert. Bei der EM im Mai wurde die DFB-Auswahl Zweiter.
Erster Gegner am Sonntag ist Australien.
Eine WM in Chile dürfte ein großes Abenteuer sein, oder?
Christian Wück:Das ist eine gute Überschrift für uns alle. So eine WM erlebt man nicht allzu oft. Mit dieser Einstellung wollen wir das auch angehen und die Chance ergreifen, die wir jetzt haben.
In den Gegnern Australien, Argentinien und Mexiko hat die deutsche Mannschaft eine anspruchsvolle Gruppe erwischt.
Wück:Das stimmt. Aber das sagen unsere Gruppengegner auch. Auch die Argentinier sind nicht so erfreut, auf uns zu treffen. Das wird eine interessante Gruppe und eine große Herausforderung. Jede Mannschaft hat ihren eigenen Charme. Die Jungs werden gut vorbereitet sein auf ihre Gegner.
18 von 21 Spielern waren schon bei der EM im Mai dabei. Ist es ein Vorteil, dass das Team schon ein Turnier bis zum Ende gespielt hat?
Wück:Ich glaube schon, dass die Mannschaft charakterlich sehr gut zusammenpasst. Die Mischung zwischen Teamplayern, Führungsspielern und Individualisten ist gut. Wenn sie wieder diesen Teamspirit wie bei der EM entwickeln können, haben sie auch die Chance, sehr weit zu kommen.
Was trauen Sie der Mannschaft letztlich zu?
Wück:Es ist schwierig, die anderen Teams einzuschätzen. Ich habe einige DVDs gesichtet, aber insgesamt haben wir nicht zu viele Informationen. Wir wissen, dass die Australier quasi mit einer Vereinsmannschaft kommen, weil sie eine andere Ausbildungsphilosophie haben als wir. Ich denke, dass wir uns schon zu den Favoriten zählen können.
Viele U17-Weltmeisterschaften der vergangenen Jahre waren sehr spektakulär. Was macht den besondern Reiz dieses Jahrgangs aus?
Wück:Der besondere Reiz liegt darin, dass sich zeigen wird, wer in ein bis anderthalb Jahren den Sprung zu den Profis macht. Wer mit 17, 18 Jahren noch nicht Profiluft geschnuppert hat, wird es dann auch nicht mehr schaffen. Wir haben Spieler dabei, die regelmäßig bei den Profis trainieren, einige haben auch schon Lizenzspielerverträge unterschrieben. Das macht eben diesen Reiz aus, dass sich die erkennbaren Talente präsentieren und sich dessen auch bewusst sind. Sie haben zum ersten Mal in ihrem Leben eine riesige Präsentationsplattform - auf Weltebene.
Die Spieler sind noch sehr jung und lange unterwegs. Gibt es eine spezielle pädagogische Betreuung?
Wück:Wir haben bei jeder Maßnahme in den U-Mannschaften Lehrer dabei. Der Lehrstoff wird mit den Schulen abgesprochen und mit den Schülern individuell abgearbeitet.
Ist es überhaupt möglich, bei einem solchen Ereignis noch nebenbei für die Schule zu lernen?
Wück:Das müssen sie. Die Spieler haben einen strengen Tagesablauf und müssen mehrere Stunden am Tag lernen - natürlich nicht am Spieltag. Ansonsten haben sie schon viel zu tun.
Also erst Mathe, dann Mexiko?
Wück:Ja, denn es ist unsere Aufgabe, bewusst zu machen, dass es nur wenige Spieler schaffen. Und deswegen darf die Schule nicht nur knapp hinter dem Fußball sein, sondern mindestens auf gleicher Ebene. Dem tragen wir beim DFB auch Rechnung, dass wir den Jungs klar machen, dass der Schulabschluss enorm wichtig ist für ihr weiteres Leben.
ZUR PERSON: Der frühere Bundesligaprofi Christian Wück steht seit 2012 in Diensten des DFB und betreut seit 2013 die U17-Junioren. Im Mai wurde das Team in Bulgarien EM-Zweiter. 2002 beendete der heute 42-Jährige seine aktive Karriere als Sportinvalide.