Europa League Dortmund gegen Liverpool: Klopp ärgert seine alte Liebe
Dortmund. Borussia Dortmund wird sich erheblich steigern müssen, um ins Halbfinale der Europa League einzuziehen. Gegen den FC Liverpool und seinen frühreren Trainer Jürgen Klopp kam der Tabellenzweite der Bundesliga im Hinspiel nicht über ein 1:1 (1:1) hinaus.
Die "Kloppo-mania" der vergangenen Tage hatte den BVB offenbar doch mental erheblich beeindruckt, ihm regelrecht zugesetzt. Klasse und Sicherheit der letzten Wochen und Monate blitzten gegen taktisch klug eingestellte Engländer nur phasenweise auf. Vornehmlich mal in der zweiten Halbzeit.
Um 20.35 Uhr betrat er den Platz. Lässig im Trainingsanzug. Weißes Oberteil, schwarze Hose. Eine halbe Stunde vor Spielbeginn umarmte Jürgen Klopp Stadionsprecher Norbert Dickel und schaute sich um. Wirkte dabei ein wenig fassungslos, saugte die Stimmung in sich auf. Als würde er es noch nicht richtig glauben können, wieder hier zu sein. Von den Rängen kam Beifall. Herzlich und laut. Aber Sprechchöre blieben aus. Trotz aller Dankbarkeit - die Fans von Borussia Dortmund hatten komplett auf den Spieltagsmodus umgeschaltet. Zeit für Sentimentalitäten war nicht. So wie es Geschäftsführer Aki Watzke gefordert hatte.
Der Fußball sollte im Vordergrund stehen. Und das tat er. Von der ersten Sekunde an. Genaustens beäugt vom Alten und vom Neuen. Jürgen Klopp und Thomas Tuchel standen in ihren Coachingzonen nur etwa zehn Meter voneinander entfernt. Fast wie Geschwister. Jeweils mit den Händen in den Taschen. You´ll never walk alone. Leidenschaftlich gesungen von den Fans. Wie passend an diesem Abend. Auch für die Trainer.
Richtig aufregend wurde es erstmals in der 17. Minute, als Henrikh Mikhitaryans Schuss soeben noch vor der Linie abgeblockt wurde. Das hätte die Führung für den doch sehr nervösen BVB sein können.
Als Dejan Lovren kurze Z eit später Roman Weidenfeller im Strafraum rammte und die Partie für einige Minuten unterbrochen werden musste, war es mit den Freundlichkeiten endgültig vorbei. Gottlob: Der Torhüter konnte weiterspielen. Und die Partie nahm etwas mehr Fahrt auf. Ohne wirklich gut zu sein im Duell zweier Traditionalisten.
Dass Jürgen Klopp keine Lust auf Geschenke für seine alte Liebe hatte, wurde in der 36. Minute deutlich: Liverpool kam erstmals gefährlich vors Dortmunder Tor und traf durch Divock Origi zur überraschenden Führung. Was machte der Kulttrainer? Er ballte die Faust, machte die Jubelsäge dazu. Höchst emotional. Wie man es von ihm kennt. Nur diesmal auf der anderen Seite. Oh weh, BVB. Das saß tiefer als ein Stachel nach einem Griff in den Dornenbusch.
Aber nur bis zur 48. Minute. Henrikh Mkitharyan flankte, Mats Hummels köpfte, und es stand 1:1. Eine Erlösung? Liverpool reagierte wütend und scheiterte zweimal innerhalb von Sekunden am prächtig reagierenden Roman Weidenfeller. Jetzt war mehr Tempo da. Leidenschaft. Rasanz. Auf Dortmunder Seite auch durch die Einwechslung von Nuri Sahin zur Pause.
Wobei die Reds überraschend ballsicherer wirkten, immer gefährlich waren. Und ordentlich nickelig. Das schmeckte der Borussia, bei der Marco Reus und Pierre-Emerick Aubameyang Ausfälle waren, bis zum Schlusspfiff nicht. Klopp klatschte, winkte noch einmal ins Publikum und ging. Nächsten Donnerstag gibt es ein Wiedersehen. In seinem neuen Wohnzimmer. Mal sehen, wie es dann um seine fußballerischen Liebesangelegenheiten bestellt ist...