Zweite Bundesliga RB Leipzig: Das angelegte Geld bringt sportliche Zinsen
Der Ruf des Clubs ist schlecht. Langsam wandelt sich das Image, weil sinnvoll in die Jugend investiert wird.
Düsseldorf. Über einen Verein lässt sich einfach und viel reden. Besonders, wenn er derart polarisiert wie Rasenballsport Leipzig. Besser ist es allerdings, auch mal mit einem Verein zu reden, um mehr über ihn zu erfahren. Also machte sich unsere Zeitung auf den Weg nach Leipzig und besuchte dort die im September 2015 eröffnete Nachwuchsakademie. Der Blick hinter die Kulissen der Anlage am Cottaweg war beeindruckend.
Am westlichen Ufer des Elsterbeckens und direkt gegenüber vom Zentralstadion gelegen erstreckt sich das Areal auf einer Fläche von rund sechs Hektar. Es war ruhig dort bei unserem Besuch am vergangenen Montag. Die Profis hatten nach dem 3:1 gegen Bochum frei, als uns RB-Medienchef Benjamin Ippoliti empfing und auch von den Nachwuchsspielern waren nach den Partien am Wochenende nur wenige zu erblicken. Von der U 14 bis zur U 23 trainieren hier sechs Jugend-Teams. Dafür stehen ein kleines Stadion mit etwa 1000 Plätzen, Natur- und Kunstrasenplätze sowie Fitness-Einrichtungen mit modernsten Geräten zur Verfügung. Von dort schauen die Talente durch eine Fensterfront auf die gut 30 Meter entfernt in ihrem gleichartig ausgestatteten Fitness-Bereich arbeitenden Profis. „Die Jungs sollen sich sagen: Da will ich hin“, erklärte Ippoliti.
Denn auch wenn der Getränkekonzern zu Beginn natürlich hohe Summen für Spieler bereitgestellt hat und das Ziel klar mit Bundesliga-Aufstieg sowie Europapokal-Teilnahme definiert, so ist das Projekt in Leipzig doch deutlich auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. „Wir haben langfristige Pläne“, hatte Vorstandsvorsitzender Oliver Mintzlaff dem „kicker“ schon Anfang März erklärt. Und dazu wanderte dann eben viel Geld vom Fuschlsee nahe Salzburg gen Sachsen. Zwar kommuniziert das Unternehmen die Ausgaben für den Bau der Akademie nicht. Die in den Medien kolportierten Summen zwischen 30 und 38 Millionen Euro seien aber laut Ippoliti nicht ganz falsch.
Dass sich Geld sinnlos verbrennen lässt, zeigen Negativ-Beispiele wie Manchester City oder der Hamburger SV. In Leipzig hingegen scheinen die Investition bestens angelegt. Der Ruf der modernen Ausbildungsakademie hat sich herumgesprochen. Inzwischen wollen viele Talente gezielt zu den „Roten Bullen“ kommen. Die Gefahr, dass andere Vereine im Osten dadurch ausbluten könnten, sieht Ippoliti nicht. Im Gegenteil. „Es ist doch eine Win-Win-Situation. Wir bekommen zwar zunächst das Talent. Aber wenn es jemand bei uns nicht schafft, dann bekommt ein anderer Verein einen sehr gut ausgebildeten Spieler zurück.“
Beim Aufstieg will Leipzig seinem jungen Kader (Durchschnittsalter 23,8 Jahre) dann auch das Vertrauen schenken. Nur auf der Torhüter-Position könnte mit Ron-Robert Zieler (Hannover 96) ein namhafter Zugang auftauchen. „Wir werden auf dem Transfermarkt keine verrückten Sachen machen. Die Bundesliga wäre Neuland, und wir müssten uns dort erstmal zurecht finden“, sagte Mintzlaff und ergänzte: „Vom Etat her würden wir uns im Mittelfeld einsortieren.“