Einstand als Trainer-Azubi Ein Neuer am Esstisch - Klose: „Ich kann auch laut sein“
Rimini (dpa) - Die Rückkehr in jenen Kreis, in dem sich Miroslav Klose in über 13 Jahren als Spieler wohlgefühlt hatte, verlief völlig unspektakulär.
„Ich musste weder singen noch strippen“, berichtete der Rekordtorjäger mit einem Grinsen über seinen Einstand als Trainerazubi. Im unauffälligen schwarzen Trainingsanzug hatte Klose bei seiner ersten praktischen Ausbildungsstunde in einem kleinen Stadion von Misano den Übungsbetrieb der Fußball-Nationalmannschaft nur als stiller Beobachter verfolgt. Hier mal ein kurzes Gespräch mit dem Bundestrainer, dort ein Schwatz mit den noch bestens bekannten Physiotherapeuten - mehr gab es für Klose noch nicht zu tun.
„Wir beginnen jetzt mal“, sagte Joachim Löw, der am Donnerstag wieder mit Klose zusammen auf einem Pressepodium saß. „Im März wird er dabei sein, auch beim Confed-Cup im kommenden Sommer“, berichtete der Bundestrainer von den weiteren Ausbildungsstationen des prominentesten Trainer-Lehrlings der Nation. Zwischendurch soll der inzwischen 38 Jahre alte Klose auch an allen Sitzungen des DFB-Trainerstabes teilnehmen. „Ich glaube, dass wir viel von ihm profitieren können“, bemerkte Löw: „Er hat viel Erfahrung.“
In insgesamt 593 Spielen seiner Karriere hat der gebürtige Pole 245 Tore erzielt. In der Nationalmannschaft traf Klose in 137 Partien 71 Mal - damit knackte er sogar den Uralt-Rekord von Gerd Müller (68). Bei vier Weltmeisterschaften war der „ewige Miro“ dabei, auch da ist er mit 16 Treffern Rekordmann. Diese riesige Erfahrung soll Klose nun an die jüngere deutsche Stürmer-Generation weitergeben. „Die Spezialisierung von einigen Positionen und Mannschaftsteilen spielt eine immer wichtigere Rolle“, betonte Löw.
Weltmeister Klose gab das Kompliment zurück: „Die Möglichkeit, gleich bei einem Weltmeister-Trainer einzusteigen, bekommt nicht jeder.“ Da nimmt der Trainerazubi auch in kauf, dass ihm sein neuer Platz am Essenstisch „zugewiesen wurde“, wie er selbst erzählte. „Natürlich hat sich ein bisschen was verändert“, schilderte Klose seine ersten Eindrücke von der Rückkehr in den DFB-Tross. Vor allem in der Dynamik und Geschwindigkeit des Spiels habe es seit dem Ende seiner Auswahl-Karriere 2014 nochmals einen Sprung gegeben. „Wie weit die jungen Spieler schon mit 20, 21 sind, ist unglaublich“, sagte Klose, der mit seiner Familie inzwischen wieder in München lebt.
„Er hatte schon immer die ganze Mannschaft im Auge. So ähnlich wird er jetzt auch ticken“, bemerkte sein einstiger Mitspieler Mats Hummels zum Neu-Trainer Klose. Ob der Ex-Stürmer auch als Coach zu einer Ausnahmeerscheinung wird, muss sich erst zeigen. Einige Qualitäten bringt Klose auf jeden Fall mit: „Ich kann auch laut sein“, unterstrich er selbst. Was Löw kurzfristig von dem Neuling erwartet, wurde der Bundestrainer vor dem WM-Qualifikationsspiel in San Marino gefragt: „Ich könnte mir gut vorstellen, dass Miro am Samstag in seiner Wahlheimat Rom den Trainerstab mal zum Abendessen einlädt“, antwortete Kloses Vorgesetzter.