0:2 als Mutmacher - Ungarn freut sich auf EM-Rückkehr
Gelsenkirchen (dpa) - Generalprobe verloren, aber viel Zuversicht gewonnen: Für Ungarn kann die Fußball-EM in Frankreich trotz des 0:2 gegen Deutschland kommen.
„Ich fand es klasse, dass die Mannschaft so mutig war“, sagte Ungarns Nationalcoach Bernd Storck nach der Partie in Gelsenkirchen am Samstagabend. Vor allem in der ersten Halbzeit wussten die Ungarn nach einigen Wacklern zu Beginn durchaus zu gefallen, kamen über den quirligen Kapitän Balázs Dzsudzsák sogar zu ein paar guten Gelegenheiten. „Ich denke, wir haben uns sehr gut aus der Affäre gezogen“, sagte Assistenztrainer Andreas Möller.
An einen Sieg gegen den Weltmeister hatte im Lager der Magyaren sowieso niemand geglaubt, dennoch wollte das deutsche Trainerteam gerade das Team von Joachim Löw als letzten Gegner vor der Europameisterschaft. „In diesen Spielen können wir so viel lernen“, sagte Storck, dessen Mannschaft erstmals seit 44 Jahren wieder bei einer EM dabei ist. „Das ist eine verdammt lange Zeit“, sagte Storck.
Lob für den couragierten Auftritt gab es auch von Löw. „Sie haben die Frechheit zu attackieren“, sagte der Bundestrainer. „Es ist gut, dass Ungarn mal wieder bei einem großen Turnier dabei ist.“
Zuletzt war der Vize-Weltmeister von 1954 vor 30 Jahren bei der WM in Mexiko auf der großen Bühne vertreten, damals war bereits nach der Vorrunde Schluss. Auch in Frankreich werden die Ungarn in einer Gruppe mit Portugal, Österreich und Island als Außenseiter an den Start gehen. „Ich denke, dass wir uns mit Island um den dritten Platz streiten werden“, sagte Möller.
Gegen Deutschland deuteten die Ungarn aber immer wieder an, dass sie auch bei der EM ein unbequemer Gegner sein können. Vor dem bereits 40 Jahre alten, aber immer noch mit starken Reflexen ausgestatteten Gabor Kiraly im Tor stand das Storck-Team über weite Strecken sehr kompakt. Im Spiel nach vorne deutete der Bremer Laszlo Kleinheisler an, dass er in die Rolle des Spielgestalters wachsen kann. Und im Angriff hatte der Bundesliga erprobte Adam Szalai gegen Jérôme Boateng und Antonio Rüdiger zwar einen schweren Start, zeigte sich im Vergleich zu seiner schwachen Saison bei Hannover 96 aber ebenfalls formverbessert.
„Ich denke, wir haben es ganz gut gemacht“, sagte Szalai. „Jetzt freuen wir uns riesig auf die EM.“ In der Vergangenheit hätten die Fans in der Heimat die großen Turniere immer in Trikots von anderen Mannschaft wie Deutschland oder England vor dem Fernseher verfolgt. „Jetzt können sie endlich wieder das Ungarn-Trikot tragen“, sagte der Angreifer.
Auch die stets kritischen ungarischen Medien zollten dem Auftritt gegen die DFB-Elf Respekt. „Die Gastgeber spielten nicht mit Volldampf, aber die ungarische Mannschaft (...) braucht sich auch nicht zu grämen: gegen den Weltmeister kann man auswärts ruhig mit zwei Toren verlieren ...“, schrieb die Tagszeitung „Nepszabadsag“ in ihrer Online-Ausgabe.