Der etwas andere Blick auf die EM Ausnahmezustand

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Frankreich hat für die Europameisterschaft (und die Tour de France) den Ausnahmezustand verhängt. Für einen Bürger Europas ist das erschütternd. Hatte es nicht immer geheißen, Europa werde vor dem Terrorismus nicht weichen? Was ist es denn anderes als weichen, ein Ausnahmezustand? Ausnahme wegen des Sports? Die Welt ist ver-rückt geworden.

1,5 Millionen „Gäste“ aus dem Ausland werden während der EM zum „Rendez-Vous“ eingeladen. Doch bevor es zum ersten Küsschen kommen kann, hat Frankreich Fahrzeugkontrollen, Ausweiskontrollen, Taschenkontrollen, Leibesvisitationen, drei Kontrollringe vor Stadioneintritt vorgesehen. Für die Fanzonen sollen 40 Prozent der Kontrolleure Frauen sein — damit die Warteschlangen nicht zu lang und Paare nicht zu lange getrennt werden.

Die Fanzonen wurden sowieso nur eingerichtet, damit es in den Veranstalter-Städten nicht zu unkontrollierten „Versammlungen“ kommen kann, von Fans, die keine Tickets bekommen haben. 2,5 Millionen fassen die Stadien; 7,5 Millionen werden in den „Fanzonen“ erwartet. 100 000 täglich unter dem Eiffelturm. Na gut, da muss der Staat zugeben, dass es Terrorismusgefahr gibt und ein Sportereignis — inzwischen als Zielscheibe deklariert — geschützt werden muss. Da hat der Fan seinen Spaß an der Freud‘ zurück zu schrauben.

In Frankreich haben sie indes die verfeindete Polizei, Armee und Gendarmerie zur Zusammenarbeit aufgerufen. Private Sicherheitsdienste ächzen unter der Anforderung von qualifiziertem Personal. Seit dem Anschlag am 13. November beim Spiel Frankreich gegen Deutschland haben sich selbst die besten Neuanwerbungen so rasch nicht qualifizieren können. In Lille fand vor Wochen eine Übung mit 550 Sicherheitskräften und 450 „Figuranten“ (Zuschauern) statt. Thema der Übung: Parallel-Attentate. Streubomben und Giftgas im Minuten-Abstand.

Wer wie wen wo schnell und sicher behandeln? Spezial-Einheiten brauchen per Hubschrauber maximal 20 Minuten zur Verstärkung. Alle Krankenhäuser in der Umgebung eines Spielortes stehen auf Stand-By. Ja, Frankreich nimmt seine Gäste ernst. Selbst bis zum ersten Kuss beim Rendez-Vous.