Polizei und Wirte planen für die EM

Für die Fußballfans fehlt der Döpperberg als Feiermeile. Gastronomen hoffen auf sieben lukrative Spiele mit deutscher Beteiligung.

Foto: Michael Bergmann

Wuppertal. In gut einem Monat beginnt in Frankreich die Fußball-EM und damit der kollektive Ausnahmezustand in den 24 beteiligten Nationen. Spätestens am 12. Juni, wenn die deutsche Nationalmannschaft ihr erstes Gruppenspiel gegen die Ukraine bestreitet, regiert wieder König Fußball in der Stadt.

Alles also wie beim WM-Sieg der deutschen Mannschaft 2014? Nicht ganz, denn zur EM wird es in Wuppertal kein großes Public Viewing unter freiem Himmel geben, und auf Jubelfeiern auf dem Döppersberg müssen die heißblütigsten Fans verschiedener Nationen diesmal verzichten.

„Die Polizei bereitet sich auf eine Reihe von Großeinsätzen vor“, sagt Polizeisprecher Stefan Weiand. Bei den Spielen der deutschen, türkischen, polnischen und italienischen Mannschaft läuft die Polizei in Bestbesetzung mit gut bestückter Ersatzbank auf, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Diese Nationen sind laut Bevölkerungsstatistik am stärksten in Wuppertal vertreten und stellen das größte Fanpotenzial.

Bei den anderen Nationen wird der Aufwand geringer sein. „Die Isländer sind nicht gerade als gewalttätig bekannt“, sagt Weiand schmunzelnd. Die „Isis“ sind zudem klar in der Unterzahl, denn aktuell sind drei isländische Staatsbürger in Wuppertal registriert. Und dabei handelt es sich nicht um die BHC-Handballer Arnor Gunnarsson und Björgvin Gustavsson, denn die wohnen in Haan.

Während der WM 2010 und 2014 war die Kreuzung Brausenwerth Treffpunkt der Fan-gruppen nach den Spielen. Die mehr oder weniger spontanen Jubelfeiern auf dem Döppersberg liefen bis auf kleinere Zwischenfälle alle friedlich ab.

Wohin sich die Szene 2016 verlagern wird, bleibe abzuwarten, so Stefan Weiand. Die Polizei stellt sich auf den ein oder anderen Autokorso ein. Stadt und Polizei sind bisher zwei größere Indoor-Veranstaltungen mit Live-Übertragungen bekannt, die beide aufgrund der Erfahrungen vergangener Turniere als unkritisch eingestuft werden.

Das Wuppertaler Brauhaus erwartet bis zu 1500 Fans pro Topspiel, in der Hako-Arena werden bei den Spielen mit deutscher Beteiligung 500 bis 600 Fans für Stadionatmosphäre sorgen. Wer die Spannung im eigenen Wohnzimmer allein nicht aushalten kann, findet in etlichen Wuppertaler Fußball-Kneipen seelische Unterstützung anderer Fans. Da die Spiele auf frei erhältlichen Sendern live zu sehen sind, dürfte vom 10. Juni bis zum Finale am 10. Juli in Paris in kaum einem Gastronomiebetrieb die Flimmerkiste oder Großleinwand fehlen.

Sommer, Sonne, Fußball — auf diese Formel setzt auch der SV Neuenhof. Im Freibad Neuenhof ist seit 1. Mai ein neuer Pächter am Start, der in diesem Sommer die Karte Fußball-EM ausspielt. „Auf der Terrasse ist viel Platz. Alle wesentlichen Spiele werden dort zu sehen sein. Wir hoffen, dass das gut einschlägt“, sagt Burkhard Orf, Vorsitzender des SV Neuenhof.

Wetterkapriolen fürchten die Neuenhofer, die einen Ganzjahresbetrieb in ihrem Schwimmbad anbieten, nicht. „Bei Regen können wir in den ausgebauten Veranstaltungssaal ausweichen, der 100 bis 200 Plätze bietet.“

Die Pläne für ein großes Public Viewing mit bis zu 4000 Zuschauern im Stadion am Zoo haben sich hingegen wegen einer Terminüberschneidung mit der Mega-Kirmes in Sonnborn zerschlagen. Veranstalter und Fans hoffen darauf, dass das Wetter und die deutsche Mannschaft mitspielen.

Obwohl im Gegensatz zur WM nur 24 statt 32 Länder teilnehmen, könnte es inklusive Finale wieder sieben Spiele mit deutscher Beteiligung geben. Veranstalter und Gastronomen stellen sich auf sieben Fußballfeste ein, bei denen nicht nur der Ball, sondern auch der Rubel optimal rollen soll.