Produzent André Zoch : „Man muss spüren, was das Publikum will“
Der geborene Wuppertalerproduziert Filme wie Tatort oder „Harter Brocken“.
Wuppertal. Den Namen des Regisseurs und der Hauptdarsteller kennt jeder. Der Produzent hingegen macht die Arbeit und bleibt unbekannt. Dabei entwickelt der Produzent die Idee für einen Film, sucht Geldgeber, Verleih, Regisseur und Darsteller und begleitet den gesamten Entstehungsprozess. „Manchmal vergehen fünf Jahre von der ersten Idee bis zur Ausstrahlung“, erzählt der in Wuppertal aufgewachsene Produzent André Zoch. „Und von zehn Sachen, die man versucht, wird nur eine realisiert.“ Also ein Job für Menschen mit hoher Frusttoleranz.
Die Liebe zu Theater und Film entdeckte Zoch im Wuppertaler Kinder- und Jugendtheater. Dort spielte er unter Herwig Mark und lernte dabei seine heutige Ehefrau Nicola Führ kennen. „Wir hatten auch eine ganz tolle Theater-AG am Gymnasium am Kothen“, erinnert sich Zoch. In der AG befreundete er sich mit Lars Emrich, der heute das Kinder- und Jugendtheater leitet.
Erst wollte André Zoch Schauspieler werden, organisierte dann beim Goethe-Institut Veranstaltungen und wuchs nach und nach ins Filmgeschäft hinein. Erst als Freelancer, dann fest angestellt verwirklichte er immer größere Projekte. Heute arbeitet er für Odeon Film und produzierte schon bekannte Serien-Teile wie die Lena-Odenthal-Tatorte, den Polizeiruf 110 „Die Lücke, die der Teufel lässt“ oder den für den Grimme-Preis nominierten Film „Das Leben der Philosophen“.
Trotzdem ist der 47-Jährige derzeit ein bisschen nervös: Denn am 2. Juni startet sein erster großer Kinofilm „Seitenwechsel“ mit Mina Tander und Wilke Möhring in den Hauptrollen. Die Handlung: Ein zerstrittenes Pärchen wacht morgens auf und stellt fest, dass beide die Seelen getauscht haben. Er steckt also im Körper seiner Frau und muss ihren Alltag meistern, sie muss sich in seinem Beruf behaupten. Eine pubertierende Tochter heizt die Situation zusätzlich auf. Die Herausforderung bei der Entwicklung so eines Films: Er muss viele Menschen ansprechen, darf aber nicht altbekannt wirken. Er soll unterhalten, überraschen und amüsieren. „Da sitzt man dann wahnsinnig aufgeregt in der Testaufführung und wundert sich, über welche Szenen die Leute lachen“, sagt Zoch.
Während „Seitenwechsel“ in den Endspurt geht, steckt der Produzent mit den Gedanken schon wieder in anderen Geschichten. Im Harz dreht er gerade „Harter Brocken 2“ und entwickelt gleichzeitig die Handlung für Teil 3. Mit dieser Geschichte mit Aljoscha Stadelmann als Polizisten Frank Koops traf Zoch schon im ersten Teil den Geschmack des Publikums: 7,53 Millionen Zuschauer guckten die Premiere. Jeden Abend schaut Zoch ins frisch gedrehte Filmmaterial hinein, um zu sehen, ob die Szenen funktionieren. „Man braucht viel Gespür: Wer passt zu wem? Was will so ein Publikum sehen?“
Gleichzeitig denkt der Vater dreier Kinder mit Kollegen aus Oslo über eine Gemeinschaftsproduktion nach, deren Story in beiden Ländern spielt. Außerdem hofft er, dass nach vier Jahren Planung nächstes Jahr „Kurt, der 100-Prozent-Mann“ über einen etwas ungewöhnlichen Charakter realisiert wird. Zoch ist viel unterwegs, reist zwischen Drehorten, Kinos und Filmfirmen hin und her. Seinen Lebensmittelpunkt hat er schon vor Jahren nach München verlegt: Denn dort sitzen viele wichtige Filmstudios. In Wuppertal besucht er nur noch seine Eltern.