EM Deutschland steht im Viertelfinale
Lille. Die deutsche Nationalmannschaft steht im Viertelfinale der Europameisterschaft. Das Team zeigte beim 3:0 gegen die Slowakei eine überzeugende Leistung und steht somit verdient in der Runde der letzten Acht.
Dabei leistete sich die Elf in Person von Mesut Özil sogar den Luxus, einen Foulelfmeter ungenutzt zu lassen. Weil die deutsche Mannschaft aber im Offensivspiel überaus kreativ war und in der Abwehr konzentriert ihren Dienst verrichtete, blieb der Fehlschuss folgenlos.
Joachim Löw überraschte bei der Aufstellung seiner Mannschaft im Vergleich zum 1:0 gegen Nordirland mit einer Umstellung. Statt Mario Götze durfte diesmal Julian Draxler von Beginn an auflaufen. Dabei hatte der Bundestrainer am Tag vor dem Spiel Götze noch attestiert, dieser habe „gute Wege gemacht und viel für die Mannschaft gearbeitet“. Seine Schlussfolgerung: „Er tut unserem Spiel mit seiner Technik und seinen Bällen, die er spielen kann, gut.“ Offenbar nicht gut genug.
Von Draxler erhoffte sich Löw wohl, mit seiner Schnelligkeit Löcher in das engmaschige Abwehrnetz der Slowaken reißen zu können. Ein Kniff, der sich auszahlen sollte. Der Wolfsburger war im vergangenen Spiel noch Opfer der Löw’schen Umstellungen geworden, als Mario Gomez neu in die Mannschaft rückte. Dieser stand abermals in der Anfangself. So wie auch Jerome Boateng, dessen Einsatz in den vergangenen Tagen wegen einer Wadenblessur noch unsicher war.
Der Innenverteidiger war es dann auch, der seine Mannschaft früh auf die Siegesstraße brachte. Als Milan Skriniar eine Ecke schülerhaft zentral aus dem Strafraum köpfte, zog Boateng aus rund 22 Meter ab und weil wiederum Skriniar einen Fuß in die Flugbahn reckte, schlug der Ball unhaltbar für Keeper Matus Kozacik im rechten Toreck ein (8.). Fünf Minuten später erlaubte sich Martin Skrtel die nächste Torheit, als er sich griechisch-römisch an Gomez zu schaffen machte. Den folgenden Elfmeter schoss Özil allerdings halbhoch, weshalb Kozacik ihn parieren konnte.
Davon allerdings ließ sich die deutsche Mannschaft nicht beirren und setzte die slowakische Defensive weiterhin unter Dauerdruck. Wie schon gegen Nordirland verpassten es die Deutschen aber auch diesmal, schon frühzeitig für eine Vorentscheidung zu sorgen. So gerieten sie kurz vor der Halbzeit tatsächlich kurzzeitig in Gefahr, die Führung zu verlieren. Manuel Neuer parierte allerdings einen Kopfball von Juraj Kucka spektakulär. Zwei Minuten vor der Pause zeigte jener Kucka dann, weshalb seine Qualitäten eher in der Offensive zu verorten sind. Der agile Draxler ließ ihn auf der rechten Abwehrseite der Slowaken mit einem Übersteiger achtlos stehen und servierte Gomez den Ball derart präzise, dass ihn dieser nur noch aus drei Metern einschieben musste.
Vor rund einem Monat machte das deutsche Team im Vorbereitungsspiel gegen die Slowakei den Fehler, nach einer 1:0-Führung freudig die Abwehrarbeit einzustellen und verlor das Wettschwimmen von Augsburg noch mit 1:3. Diesmal aber vollendete die Mannschaft ihr Werk bis auf kleinere Konzentrationsschwächen in der zweiten Halbzeit auf abgeklärte Weise.
Die offensiver werdenden Slowaken fanden kaum Wege, das Tor Neuers ernsthaft zu gefährden und so bleibt das deutsche Team auch nach dem vierten Spiel der EM ohne Gegentreffer. Auf der Gegenseite avancierte Draxler endgültig zum besten Spieler der Partie, als er eine von Mats Hummels verlängerte Ecke aus wenigen Metern trocken ins Tor schoss (63).
Den deutschen Fans gefiel das Treiben nun so gut, dass sie eine Laola durch das Stadion in Lille schickten, an dem sich auch die slowakischen Anhänger willfährig beteiligten. Löw indes nutzte die letzten 20 Minuten, um Lukas Podolski zu seinem ersten Turniereinsatz zu verhelfen. Auch Benedikt Höwedes und Bastian Schweinsteiger durften noch helfen, das Spiel ins Ziel zu verwalten.
Nach der gezeigten Leistung können Spieler und Trainer nun in aller Ruhe zuschauen, wenn Italien und Spanien Montagabend (18 Uhr) den deutschen Viertelfinalgegner ausspielen. Das Duell wird am kommenden Samstag in Bordeaux ausgetragen — und die deutsche Mannschaft wird nicht in der Außenseiterrolle stecken.