EM-Mission Neuer: Diesmal zu Null gegen Griezmann & Co.

Marseille (dpa) - Plötzlich tauchte Karim Benzema vor Manuel Neuer auf. Die rechte Pranke des Welttorhüters schnellte in die Höhe, parierte irgendwie den knallharten Schuss des bulligen Stürmers.

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Frankreichs Stürmerstar schüttelte ungläubig den Kopf, französische TV-Reporter staunten über „die deutsche Mauer“ - und die DFB-Elf feierte vor zwei Jahren nach Neuers Heldentat kurz vor dem Schlusspfiff beim 1:0 in Rio de Janeiro den Einzug in das WM-Halbfinale.

Der nach einer Erpressungsaffäre suspendierte Benzema ist an diesem Donnerstag (21.00 Uhr) nicht dabei, wenn in Marseille das nächste K.o.-Duell der beiden großen Fußball-Nationen ansteht. Aber Neuer - und der will seine zuletzt getrübte Frankreich-Bilanz wieder ein bisschen aufpolieren.

Topstürmer Olivier Giroud überwand den Bayern-Keeper im Herbst 2015 sowohl mit der Nationalelf als auch in zwei Duellen mit seinem FC Arsenal in der Champions League. Antoine Griezmann traf den Rekordmeister beim Halbfinal-K.o. im Rückspiel Ende Mai mit seinem Ausgleich für Atlético Madrid mitten ins Herz.

„Die gesamte Offensivabteilung der Franzosen bringt viel Qualität mit“, erklärte Neuer. „Wir müssen gut stehen und dürfen unsere Ordnung nicht verlieren.“ Zehn Tore von Giroud, Griezmann und Dimitri Payet bei der EM sprechen für sich. „Griezmann ist in einer guten Verfassung, er ist ein Spieler mit viel Fantasie und Entschlossenheit im Abschluss. Olivier Giroud setzt seinen Körper im Strafraum gut ein“, warnte der frühere Weltklassestürmer Oliver Bierhoff.

Neuer kennt die Stärken und Schwächen der flinken Franzosen. Auf die noch so kleinen Details wird er beim Anpfiff im Stade Vélodrome vorbereitet sein. „Griezmann ist im Eins-gegen-Eins ein starker Spieler, da muss ich mich drauf vorbereiten - genau wie auf Paul Pogba“, schilderte der 30-Jährige. „Olivier Giroud ist ein sehr gefährlicher Strafraumspieler, er ist kopfballstark, kann den Ball gut halten und seinen Körper einsetzen. Er ist unangenehm für die Innenverteidigung.“

Aber der bei der EM lange kaum geforderte Neuer, der bis zur Einwechslung von Bastian Schweinsteiger im Italien-Spiel diesen als Kapitän vertrat, ist bereit für seine vielleicht schwierigste Turnier-Prüfung. Seine Ausnahmestellung im Weltfußball untermauerte der Bayern-Schlussmann durch seinen heldenhaften Auftritt beim Jahrhundert-Elfmeterschießen gegen Italien, die Aura der Unüberwindbarkeit wurde dadurch noch größer.

„Wir haben den besten Torwart auf unserer Seite“, hob Kapitän Schweinsteiger hervor. „Hoffen wir trotzdem, dass wir das nächste Spiel nicht wieder im Elfmeterschießen gewinnen müssen.“ Darauf setzt auch Neuer. Aber sicher ist auch: Deutschlands Torwarttitan wäre auch für das nächste Duell vom Punkt bereit.