England-Star Rooney brennt auf ersten EM-Einsatz
Krakau (dpa) - England wartet sehnsüchtig auf Torjäger Wayne Rooney und Wayne Rooney wartet sehnsüchtig auf seinen ersten EM-Einsatz. Erst im letzten Gruppenspiel gegen die Ukraine darf der Hitzkopf nach Ablauf seiner Sperre ran.
Bis dahin hält er seine Mannschaftskameraden bei Laune.
Der seelische Beistand in Person von Gattin Coleen und Sohnemann Kai kam per Privatjet eingeflogen. Kurz vor der Weiterreise zum zweiten EM-Spiel gegen Schweden nach Kiew bekam Englands Superstar Rooney Familienbesuch. Zusammen mit dem zweijährigen Kai und ihrem Bruder Anthony McLoughlin flog Mrs. Rooney für 14 000 Pfund (rund 17 200 Euro) - wie Englands Boulevardpresse genüsslich zu berichten wusste - ins englische EM-Quartier nach Polen, um den Gatten aufzumuntern. Die EURO in Polen und der Ukraine muss derzeit noch ohne den gesperrten Torjäger Rooney - Englands derzeit einzigen Spieler von Weltklasseformat - auskommen.
„Wir haben ihn bislang vermisst, da besteht überhaupt kein Zweifel dran“, bekräftigte England-Coach Roy Hodgson. Und Rooney vermisst das Spielfeld. Beim ersten englischen Spiel gegen Frankreich (1:1) in Donezk fieberte der 26-Jährige auf der Tribüne mit, raufte sich in brenzligen Situationen das dünne Haar und klatschte bei gelungenen Aktionen begeistert Beifall. „Wir wissen alle, welche Begeisterung Wayne für den Fußball mitbringt. Er brennt darauf, endlich raus aufs Spielfeld gehen zu können. Es ist besser für uns alle, wenn seine Sperre endlich endet“, sagte Rooneys ManUnited-Teamkollege Danny Welbeck.
Gegen Montenegro in der EM-Qualifikation leistete sich Heißsporn Rooney eine dämliche Tätlichkeit und wurde für drei Spiele gesperrt. Die komplette EM-Vorrunde ohne Rooney? Es gab nicht wenige, die zweifelten, dass der bullige Angreifer aus Liverpool überhaupt zur EURO mitgenommen wird. Doch Rooney bettelte um eine Strafverkürzung, die UEFA willigte ein, und Englands großer Star durfte mit. Erst gegen die Ukraine im letzten Gruppenspiel ist Rooney wieder spielberechtigt. Bis dahin bleibt ihm nur die Rolle des „Chef-Cheerleaders“ („The Sun“), so wie einst Spaßvogel Paul Gsacoigne in den 1990er Jahren. „Wazza, der neue Gazza“, titelte das Boulevardblatt „Sun“ bereits.
Der Familienbesuch aus der Heimat ließ einen Lagerkoller beim aktuellen England-Maskottchen gar nicht erst aufkommen. Beim romantischen Dinner in Krakau feierte er mit Coleen nachträglich den vierten Hochzeitstag, dann besann sich Rooney auf seine derzeit notgedrungene Aufgabe: seine Mitspieler anzufeuern und bei Laune zu halten. „Ich muss jetzt mehr jemand in der Kabine und im Hotel sein, der den Jungs hilft, zu relaxen. Ich habe da genauso einen Job zu tun, wie in dem Moment auf dem Spielfeld, wenn ich wieder spielen kann“, beschrieb Rooney seine derzeitige Tätigkeit.
Am Dienstag will Rooney von null auf hundert durchstarten: „Um ehrlich zu sein, all meine bisherigen Turniere - vielleicht mit Ausnahme der EM 2004 - waren am Ende Enttäuschungen für England und mich selbst. Das ist etwas, was ich richtigstellen will.“
Dass das gelingen wird, zweifelt zumindest Coach Hodgson nicht an. „Er ist eine Weltklassespieler. Es ist keine Frage, dass wir viel besser sein werden, wenn er wieder auf dem Feld steht. Dann werden wir mehr Offensivkraft haben“, versprach der 64-Jährige.