Erneut Ärger um TV-Bilder der UEFA
Kiew (dpa) - Erst der Balljungen-Spaß von Joachim Löw, dann die Tränen eines Deutschland-Fans: Die TV-Bilder der UEFA sorgen erneut für Ärger. Die Europäische Fußball-Union sieht sich während der EM nicht zum ersten Mal mit Manipulationsvorwürfen konfrontiert.
Beim 1:2 der deutschen Mannschaft im Halbfinale gegen Italien waren Bilder eines weiblichen Fans gezeigt worden, der angeblich über den Rückstand trauert. Die übertragende ARD bestätigte in einem Bericht der „Süddeutsche Zeitung“, dass die Aufnahmen aus dem deutschen Fanblock schon zuvor aufgezeichnet worden waren.
„Wir sind erstaunt und irritiert. Diese Bilder sind für uns so nicht akzeptabel“, sagte ARD-Teamchef Jörg Schönenborn. „Wir werden jetzt erneut das Gespräch suchen.“
In der Szene ist eine schwarz-rot-gold geschminkte Frau zu sehen, über deren Wange eine Träne kullert. Gezeigt wurden die Bilder unmittelbar nach dem zweiten Treffer von Mario Balotelli in der 36. Minute. Tatsächlich wurden sie jedoch bereits vor dem Spiel am Donnerstag gefilmt.
Die UEFA räumte eine erneute Panne bei der Übertragung von TV-Bildern ein - wies den Vorwurf der Manipulation aber energisch zurück. „Die UEFA hat keinerlei Absicht, eine wie auch immer geartete Kontrolle über die den Sendeanstalten zur Verfügung gestellten Bilder auszuüben“, teilte der Dachverband mit.
Die UEFA bestätigte, dass die Bilder während der Hymne aufgenommen und verwendet worden seien, „um die Emotionen und die Anspannung der deutschen Fans bei diesem Spiel zu zeigen“. Die Produktionsleitung der Europäischen Fußball-Union sei mit der Entscheidung des TV-Produktionsteams im Stadion, „diese Bilder gleich im Anschluss an das Tor zu zeigen, nicht einverstanden“.
Weiter hieß es von der UEFA: „Im Rahmen unserer Qualitätskontrolle wurde das Produktionsteam vor Ort angewiesen, solche Reaktionen nicht mehr als Wiederholungen direkt im Anschluss an eine Live-Aktion einzublenden, um falschen Eindrücken vorzubeugen.“ Man habe „keinerlei Absicht, Bilder zu manipulieren“.
Manchmal benutzt der Verband allerdings nach eigenen Angaben aufgezeichnete Reaktionen von Fans, um zu vermeiden, dass sie, sobald sie sich auf dem Großbildschirm sehen, zu winken beginnen.
ARD-Teamchef Schönenborn begrüßte das Eingeständnis der UEFA. „Ich bin froh, dass die UEFA das als Fehler sieht. Das beruhigt mich, weil wir sonst ein unterschiedliches Grundverständnis hätten, und das wäre für künftige Turniere nicht gut“, sagte er.
Schon beim zweiten Gruppenspiel des DFB-Teams am 13. Juni gegen die Niederlande hatte die UEFA eine Manipulation der TV-Bilder eingeräumt. Während der ersten Halbzeit der Übertragung aus Kiew war Bundestrainer Joachim Löw zu sehen gewesen, wie er einem Balljungen den Ball unter dem Arm wegstupst. Diese Szene hatte sich aber in Wirklichkeit während des Warmmachens der beiden Mannschaften vor dem Spiel ereignet.
Noch bei einer weiteren Szene hatte die UEFA eine schlechte Figur abgegeben. So bekamen TV-Zuschauer während des Deutschlandspiels von zwei Protestplakaten gegen Menschenrechtsverletzungen im Gastgeberland Ukraine nichts mit.
ARD und ZDF hatten sich daraufhin beim europäischen Dachverband beschwert und gefordert, dass nicht live gesendete Bilder kenntlich gemacht werden müssten. Die UEFA, die für alle Sender das sogenannte Weltbild produziert, erklärte sich dazu bereit.