Tops & Flops der EM: Von irischen Fans und dem Torklau
Was bleibt von dieser EM? Erinnerungen an blamable Niederländer, diebische Torrichter und taktische Fehlgriffe. Es gibt aber auch die positive Seite: Begeisternde Fans aus Irland, ein stolzer Cristiano Ronaldo und leidenschaftliche Kicker aus Italien.
Mit Gänsehautgesängen tragen sich die einen in die Geschichtsbücher ein, die anderen mit fußballerischen Glanzleistungen:
Die Gewinner und Verlierer dieser EM:
Tops:
CRISTIANO RONALDO: Die heimische Presse feiert ihn als „Orkan“. Tatsächlich läuft Cristiano Ronaldo bei der EM zur Höchstform auf, erzielt drei Tore und führt die „Selecção“ bis ins Halbfinale. „Ich denke, dass wir stolz auf uns sein können“, sagt der mit 94 Millionen Euro Ablösesumme teuerste Spieler der Welt.
ITALIEN: Ein Dressman auf der Trainerbank, zwei Exzentriker im Sturm - Italien zeigt sich von seiner besten Seite. Nicht einmal Wettskandal und verletzte Spieler in der Vorbereitung bringen Coach Cesare Prandelli von seinem Kurs ab. Selbst seine Diven Mario Balotelli und Antonio Cassano hält der pilgernde Signore im Zaum.
IRISCHE FANS: Was für eine Gänsehaut! Rund 20 000 irische Fans sorgen während des 0:4 in der Gruppenphase gegen Spanien für andächtige Stimmung. Selbst ARD-Kommentator Tom Bartels verstummt bei der Folk-Ballade „The Fields of Athenry“. Die Fans titelreif, das Team überfordert: Giovanni Trapattonis Elf verpasst die K.o.-Phase.
REAL-MADRID-CONNECTION: José Mourinho darf sich die Hände reiben. Zehn seiner Profis von Real Madrid stehen in der Runde der letzten vier Teams, immerhin noch fünf im Endspiel. Für den erfolgreichsten Trainer des vergangenen Jahrzehnts das klare Zeichen: Wen „The Special One“ coacht, der wird selber einmal ganz besonders.
SPANIEN: Angst und Schrecken verbreitet der Weltmeister nicht. Aber allein das Erreichen des Finales ist ein historischer Erfolg nach den Triumphen bei der EM 2008 und WM 2010. Die Mischung aus Ballwirbel „Tiki Taka“ und Abwehrriegel „Catenaccio“ zu „Tiki-Takanaccio“ ist taktisch meisterhaft.
Flops:
JOACHIM LÖW: Der Überflieger landet hart. Der EM-Titel ist das Ziel - am Ende reicht es nur zum Halbfinale. Endstation ist wieder einmal Italien. Mit seiner Umstellung - Toni Kroos als zweiter Zehner neben Mesut Özil - will der Taktik-Tüftler womöglich einen Tick zu viel. Italiens Cesare Prandelli spielt er damit in die Karten.
ORANJE: Arjen Robben? Mit Oranje reicht es für den Tempodribbler nicht einmal zum Vize-Titel. Zum ersten Mal seit 32 Jahren scheidet die niederländische Mannschaft blamabel in der Vorrunde aus. Außerdem holt sie bei einer EM oder WM keinen Punkt - auch eine traurige Bestmarke. Trainer Bert van Marwijk nimmt seinen Hut.
SAMIR NASRI: Oh la la! „F... dich selber in den A..., geh deine Mutter f...“, pöbelt Samir Nasri und bezeichnet einen Journalisten als „Hurensohn“. Nach der 0:2-Viertelfinal-Pleite gegen Spanien brennen beim französischen Rüpel die Sicherungen durch. Zwei Jahre nach der WM-Schmach von Südafrika gibt es damit den nächsten Eklat.
TORKLAU: Skandal, empören sich ukrainische Fans. Referee Viktor Kassai erkennt im letzten EM-Vorrundenspiel zwischen den Gastgebern und England einen klaren Treffer der Osteuropäer nicht an. Ein Signal von Torrichter Istvan Vad bleibt aus. Kassai gesteht ein „Fehlurteil“ ein, die Debatte um die Torlinien-Technologie entbrennt wieder.
UEFA-BILDER: Erst der Balljungen-Spaß von Joachim Löw, dann die Tränen eines weiblichen Deutschland-Fans - die UEFA schneidet diese Szenen in Live-Übertragungen, obwohl sie sich bereits vor dem Match zugetragen haben. Der Vorwurf an die Europäische Fußball-Union: Sie manipuliert und zensiert. ARD und ZDF sind empört.