Fanmeile, Fanfest, Fanzelt: Public Viewing zur EM
Berlin (dpa) - Fußball allein zu Hause gucken? Das war einmal. Spätestens seit der WM 2006 in Deutschland gehören Fanmeilen und Fanfeste zu jedem großen Turnier dazu. Die WM hat auch einen neuen Begriff hervorgebracht: Public Viewing.
In schönstem Denglisch meinen Fans damit das gemeinsame Fußballschauen - auch Rudelgucken; englischen Fans muss man den sportlichen Zusammenhang aber erst einmal erklären. Dort bedeutet Public Viewing im Allgemeinen öffentliche Besichtigung oder im Todesfall öffentliche Aufbahrung. Auch zur Fußball-EM wird es wieder ungezählte Fußball-Events in Deutschland geben. Eine Auswahl:
FANMEILEN & FANFESTE:
Wer es groß, laut und rummelig mag, der sollte in die beiden größten deutschen Städte BERLIN und HAMBURG reisen.
Die HAUPTSTADT macht ein Stück der Straße des 17. Juni bis zum Brandenburger Tor wieder zur Fanmeile - in der Vorrunde allerdings nur für Spiele der deutschen Nationalmannschaft. Wenn es am 12. Juni gegen die Ukraine, am 16. gegen Polen und am 21. gegen Nordirland geht, sollen dort wieder mehrere zehntausend Fans der „Mannschaft“ zujubeln können. Ab dem Achtelfinale vom 25. Juni bis zum Endspiel am 10. Juli wird die Meile sogar an jedem Spieltag geöffnet sein. Der Eintritt ist kostenlos. Allerdings dürfen die Fans weder Getränke noch Essen mitbringen, sondern müssen alles dort kaufen.
In der HANSESTADT wird zur EM auf dem Heiligengeistfeld gefeiert. Das Areal, auf dem mehrmals im Jahr Karussells und Kirmesbuden stehen, ist seit der Heim-WM 2006 das Fußball-Feier-Feld Hamburgs. Das passt - es liegt nämlich direkt neben dem Millerntor-Stadion des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli. Bis zu 50 000 Menschen sollen hier auf einer Leinwand die Spiele der deutschen Elf verfolgen können. Ein frühes Aus für das Team von Bundestrainer Joachim Löw würde auch das Aus für das Fan-Fest bedeuten.
Die größte Videowand im Ruhrgebiet steht in BOCHUM. Bis zu 15 000 Zuschauer können im dortigen Westpark auf einer elf mal sieben Meter großen Leinwand die deutschen Spiele und die Matches ab dem Achtelfinale verfolgen. Auf dem DORTMUNDER Friedensplatz können bis zu 11 000 Menschen zusammenkommen - die Leinwand bietet Fußball auf 65 Quadratmetern; der Rathausplatz in RECKLINGHAUSEN fasst bis zu 8000 Zuschauer, die Leinwand misst 40 Quadratmeter. In Bremen, Göttingen und Hannover dürften bei Deutschland-Spielen jeweils gut 5000 Fans zu den Großveranstaltungen kommen. Das Fanfest in der LEIPZIGER Innenstadt bietet Platz für mehrere tausend Fans.
IM STADION:
In der FRANKFURTER Commerzbank-Arena, in der normalerweise Bundesligist Eintracht Frankfurt spielt, steht bei der EM der angeblich größte Fernseher Deutschlands: 550 Quadratmeter misst die LED-Leinwand, auf der die deutschen Spiele zu sehen sein werden. Eine Einzelkarte kostet zehn Euro, bis zu 50 000 Zuschauer können pro Spiel dabei sein.
Im Olympiastadion in MÜNCHEN wird seit dem Umzug des FC Bayern in die Allianz Arena nicht mehr regelmäßig gekickt, aber dennoch gibt es dort weiterhin Fußball zu sehen. Nach den ersten beiden Deutschland-Spielen (die am Olympiasee übertragen werden), sind alle weiteren Spiele mit deutscher Beteiligung im Olympiastadion zu sehen, wobei 37 000 Menschen zuschauen können. Der Eintritt kostet jeweils acht Euro für Erwachsene.
AM WASSER:
Der Strand von HERINGSDORF auf USEDOM wird wie vor vier Jahren wieder zur Fußballmeile. Damals wurde für die ZDF-Arena eine 32 Quadratmeter große Leinwand ins flache Ostseewasser neben die Seebrücke gebaut. Die steht immer noch - und auf ihr werden vom 10. Juni an alle Spiele der EM in Frankreich gezeigt. Die Kurverwaltung rechnet mit jeweils bis zu 500 Zuschauern - kostenlos.
In MÜNCHEN werden die ersten beiden Deutschlandspiele auf einer Videowand auf Pontons im Olympiasee übertragen. 12 000 Zuschauer haben dort Platz. Weitere Partien gibt es im Olympiastadion zu sehen.
Auf einer schwimmenden Leinwand im Becken des Rheinauhafens in KÖLN werden die Spiele des DFB-Teams und der K.o.-Partien ab der zweiten Halbzeit gezeigt. Vorher ist es zu hell. Die ersten Hälften laufen im Partyzelt.
Zur KIELER Woche wird auf der Bühne des NDR am Ostseekai das Deutschland-Spiel gegen Nordirland am 21. Juni sowie ein mögliches Achtelfinale mit deutscher Beteiligung am Schlusswochenende der Veranstaltung gezeigt. Bis zu 10 000 Menschen sollen dort Platz finden.
AM FLUGPLATZ:
Auf dem Flughafen NÜRNBERG können bis zu 20 000 Fans zusammenkommen, um gemeinsam bei der Europameisterschaft mitzufiebern. Wie schon bei der Weltmeisterschaft 2014 wird es Zugangskontrollen geben.
Am Airport in DRESDEN werden alle Deutschland-Spiele sowie die Finalrunde auf Großleinwand auf der Abflugebene übertragen. Ab dem dritten und jedem weiteren Tor der deutschen Nationalelf bekommt jeder Zuschauer ein Bier gratis, erklärte ein Flughafensprecher. Um die Zeit bis zum Anpfiff zu verkürzen, stehen fünf Kickertische bereit. Außerdem gibt es ein Tipp-Spiel.
Draußen gehen Flieger in die Luft, im Hangar des Flughafens ESSEN/MÜLHEIM feiern die Fans: Auf einer 40 Quadratmeter großen Leinwand sind alle Spiele der K.o.-Runde sowie die Matches der deutschen Elf zu sehen.
SONST NOCH:
Im mittelgroßen bis kleineren Rahmen werden auch wieder Tausende Kneipen, Biergärten, Bürgerhäuser oder Kulturzentren zum Rudelgucken einladen - ob in Zelten oder auf öffentlichen Plätzen. So gibt es in Eisenach ein Festzelt, die Altenburger Brauerei lädt zum Public Viewing der Deutschland-Spiele, der thüringische Carnevalsverein Gotha-Siebleben feiert in der narrenlosen Zeit im Bürgerhaus mit bis zu 250 Fans ein Fußballfest, in Jena werden an einer „Strandbar“ die Spiele gezeigt, in Erfurt ist das größte Public Viewing auf dem „Stadtrasen“ neben dem Uni-Campus für bis zu 1000 Leute, in Augsburg wird unter dem Titel „Paradiso“ eine Mischung aus Street-Food-Markt und Public Viewing angeboten, in Papenburg lockt die „Kesselschmiede an der Alten Werft und in Meppen die „Schülerwiese“.