„Fiesta“ - Spanien setzt erstes Glanzlicht der EM

Nizza (dpa) - Der Weg zum EM-Titel führt nur über Titelverteidiger Spanien. Das ist spätestens seit Freitagabend klar. Beim 3:0 (2:0) gegen die Türkei begeisterte „La Furia Roja“ wie zu besten Zeiten und setzte das erste Glanzlicht einer bislang eher durchwachsenen Europameisterschaft in Frankreich.

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„Quelle Fiesta“, titelte das französische Sportblatt „L'Èquipe“ überschwänglich. Auch in der Heimat des Europameisters von 2008 und 2012 überschlugen sich die Zeitungen mit Superlativen. „Der Coup der Meister“, titelte „Mundo Deportivo“. Und die Sportzeitung „Marca“ schrieb fasziniert: „Es war, als ob man mit Kindern und Großeltern zum Cirque de Soleil ginge. Einfach zum genießen.“

Wenn es überhaupt einen Zweifel daran gab, dass das peinliche Vorrunden-Aus bei der Weltmeisterschaft in Brasilien vor zwei Jahren nur ein trauriger Ausrutscher war, dann lieferte ihn das Team von Trainer Vicente del Bosque nun im zweiten Spiel in Nizza. Angetrieben von einem wieder einmal überragenden Andrés Iniesta führten die Spanier die völlig indisponierten Türken phasenweise vor. Wenn die Iberer in der Schlussphase nicht deutlich den Fuß vom Gaspedal genommen hätten, wäre die Partie für die Türkei zu einem kompletten Desaster geworden.

„Ich bin sehr zufrieden“, sagte del Bosque. „Wir haben uns schon nach zwei Spieltagen das Weiterkommen gesichert. Das ist ein sehr gutes Zeichen.“ Noch beim mühsamen 1:0 zum Auftakt gegen Tschechien hatten sich die Spanier sehr schwergetan, gegen die Türkei kehrte die Leichtigkeit zurück. Iniesta und Co. zelebrierten ihr Tiki-Taka in Perfektion, es war ein Genuss, dem Europameister zuzusehen.

„Olé, olé y olé“ - so wie das Sportblatt „As“ titelte, so erlebten die 33 409 Zuschauer im Stade de Nice die spielerische Demonstration des Favoriten. Seit 14 Partien sind die Spanier bei EM-Endrunden nun schon unbesiegt, seit sieben Begegnungen haben sie nicht einmal ein Gegentor hinnehmen müssen.

Und so ganz nebenbei beendeten die Spanier auch noch eine Diskussion über ihr Sturmpersonal, die in den vergangenen Tagen begonnen hatte. Angeblich fehle es der Mannschaft bei aller spielerischer Dominanz an Durchschlagskraft im Angriff. Das Team habe keinen Torjäger à la David Villa oder Fernando Torres. Ohne einen „Goleador“ werde es auf dem Weg zur Titelverteidigung schwer, unkten die Kritiker.

Abgehakt, erledigt - auf diesen vermeintlichen Schwachpunkt dürfen die Konkurrenten nicht hoffen. Juventus-Stürmer Álvaro Morata knipste gegen die Türkei zweimal, sein Sturmpartner Nolito war einmal erfolgreich - Diskussion beendet. „Ich glaube, wir haben ein großes Spiel gemacht“, sagte Morata. „Jetzt wollen wir das letzte Spiel gewinnen — und alles gewinnen.“

Bei aller Freude über seine beiden Treffer blieb der 23-Jährige aber bescheiden. „Ich habe ja schon oft gesagt, dass ich früher alle Spiele von Spanien im TV gesehen habe. Jetzt auf dem Platz zu stehen und zu genießen, wie die Mannschaft spielt, das ist ein Traum für mich“, sagte Morata. Ein Genuss war es am Freitag vor allem für die Zuschauer. Denn Spanien ist wieder da. Keine Frage.