Geballte Offensive: Frankreich will gleich Zeichen setzen

Clairefontaine (dpa) - Gastgeber Frankreich setzt im EM-Eröffnungsspiel gegen Rumänien vor allem auf geballte Offensivkraft.

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„Wir sind hier zuhause. Wir müssen den Rhythmus bestimmen“, sagte Abwehrspieler Bacary Sagna bei einer Pressekonferenz in Clairefontaine. Mit den Namen des Gegners taten sich einige seiner Kollegen zwar schwer. Sagna warnte aber eindringlich davor, die Rumänen auf dem langen Weg zum erhofften Finale zu unterschätzen: „Rumänien hat auch einige Trümpfe.“

Einer, der den Franzosen fehlt, bleibt Dauerthema - selbst wenn Trainer Didier Deschamps sich zum ausgemusterten Karim Benzema nicht äußern will. Dessen Vorwurf, Deschamps habe bei seiner Entscheidung gegen ihn sich einem rassistischen Teil Frankreichs gebeugt, konterte Sagna. „Ich bin schwarz. Einige kommen aus den nordafrikanischen Ländern, einige sind Franzosen. So ist die Welt“, sagte Sagna.

Er verurteilte auch die Äußerungen von Eric Cantona. Das einstige Enfant terrible des französischen Fußballs hatte Benzema Recht gegeben. „Es ist dumm, dass jedes Problem vor jeder Zusammenkunft der französischen Nationalmannschaft zum Thema gemacht wird“, meinte der 33-Jährige von Manchester City. Sagnas Familie stammt aus dem Senegal, Benzema hat algerische Wurzeln.

Zwei Tage vor dem Anpfiff der Europameisterschaft am Freitag um 21.00 Uhr im Stade de France in Saint-Denis sollten solche Themen eigentlich von der Mannschaft fernbleiben. Deschamps erklärte aber in einem Interview der Sportzeitung „L'Équipe“, dass er seine Mannschaft nicht vor jeglichen äußeren Einflüssen abschotten will. „Ich sehe nicht, dass ich ihnen sage: 'Hört nichts, lest nichts, seht nichts'“, sagte er.

„Als ich selbst Spieler war und man es uns verboten hat, haben wir es trotzdem gemacht“, betonte er. Und es hat nicht geschadet. Er hielt 1998 im eigenen Land als Kapitän den WM-Pokal in den Händen, zwei Jahre später die EM-Trophäe. Nun will der „General“ sein Kollektiv zum Titel führen. „Ich vertraue ihnen, und das wissen sie“, sagte er über die 23 Spieler, die er für die EM-Mission berief.

Die Aufstellung gegen Rumänien hat er bereits im Kopf. Öffentlich machte er sie aber freilich noch nicht. Angesichts der exzellenten Offensivkräfte wird Bayern Münchens Kingsley Coman drei Tage vor seinem 20. Geburtstag wohl erstmal auf der Bank Platz nehmen. Im letzten Testspiel hatte er zwar von Beginn an gespielt, der für ihn beim 3:0 gegen Schottland eingewechselte Antoine Griezmann ist aber mehr als gesetzt.

Schnelligkeit und technische Klasse des Angreifers von Atlético Madrid werden gerade gegen die Rumänen mitausschlaggebend sein. „Wir müssen in der Offensive Lösungen gegen einen tief stehenden Block finden“, sagte Frankreichs Innenverteidiger Laurent Koscielny.

Die Franzosen wissen aber auch um ihre Schwäche. In den vergangenen Testspielen - mit Ausnahme des 3:0 gegen Schottland - ließ die Defensive zu viele Tore zu. In den drei vorangegangenen Partien in diesem Jahr hatte Frankreich jeweils zwei Gegentore kassiert. „Jeder würde gern perfekt sein. Wir müssen daran arbeiten“, betonte Koscielnys Nebenmann Sagna. Solange die Offensive ein Tor mehr macht, als die Defensive erlaubt, dürfte es den Franzosen egal sein.