Gnocchi oder Kartoffeln? - Erfolg macht Tifosi heiß

Rom (dpa) - Der bevorstehende Fußballklassiker Deutschland - Italien heizt die Stimmung unter den italienischen Fans an. Sie träumen von einem großen Duell auf dem Platz und natürlich einem Sieg ihrer Squadra Azzurra.

Neues Selbstbewusstsein spricht aus den unzähligen Twitter-Mitteilungen, die in den Zeitungsredaktionen des Landes ankommen. Vor allem das geniale „Löffel“-Elfmetertor von Andrea Pirlo im Viertelfinale gegen England macht die Tifosi stolz. „Gnocchi oder Kartoffeln“, darum gehe es jetzt am Donnerstag im Halbfinale gegen Germania, meint beispielsweise eine Valentina, die dann aber versöhnlich weiter twittert: „...es bleiben doch immer patate“. Andere meinen nach diversen Wettskandalen, Pirlo habe durch seinen Superlupfer wieder mit dem Fußball versöhnt.

Und natürlich - wie zuvor bereits auf griechischer Seite - spielt die Euro-Krise in dem von Rezession erfassten und von Schulden erdrückten Italien eine Rolle. Ein großes deutsches „Nein“ zu Eurobonds mit einem Foto von Kanzlerin Angela Merkel prangt auf der Titelseite des römischen Gratisblattes „Leggo“, das weiter hinten dann stolz die Erfolge von 1970, 1982 und 2006 gegen die „Mannschaft“ aufzählt. Das Vertrauen in Trainer Cesare Prandelli ist spürbar gewachsen, und die TV-Einschaltquoten nähern sich bereits Rekordmarken - 22 Millionen Menschen saßen vor den Fernsehern, als Alessandro Diamanti am Sonntagabend den erlösenden Elfmeter im Match gegen die Engländer verwandelte.

„Um die EM zu gewinnen, muss Deutschland alle diese "Pigs" schlagen, erst Portugal und Griechenland, jetzt Italien und dann wahrscheinlich Spanien.“ So stellt ein Giacomo Jacomino via Twitter einen Zusammenhang zwischen Fußball und europäischen Schuldenländern her. Und „Corriere della Sera“-Karikaturist Gianelli lässt Italiens Ministerpräsident zu seiner Amtskollegin Merkel sagen: „Italien ist nicht Griechenland, wir werden Dir das an diesem Donnerstag zeigen.“

Die Medien warnen unterdessen vor zu viel Euphorie, denn immerhin hätten die Azzurri bisher nur gegen Irland in der regulären Spielzeit gewonnen: „Überlegen zu sein reicht nicht, man muss auch Tore schießen“, warnt der „Corriere della Sera“ vor Übermut. Und interviewt die deutsche Mutter Antje des Mittelfeldspielers Riccardo Montolivo: „Natürlich feuere ich Riccardo an, keine Frage, auch wenn ich in meinem Herzen natürlich nicht werde vergessen können, dass ich in Deutschland geboren bin.“ Diplomatisch!

Die römische „La Repubblica“ musste bereits vor einem Übermaß an Rhetorik („Goethe hat Homer 4:2 geschlagen“) und einem auch politisch gefärbten „Festival der Metaphern“ warnen. Wenn etwa von einem „Tor gegen die Krise“ die Rede ist. Oder wenn Oppositionsführer Pier Luigi Bersani vom Regierungschef „so ein schönes Tor à la Pirlo“ verlangt.

Übertreibungen, Wortspiele und eine bildhafte Sprache gehören eben zu Italien wie die Gnocchi oder Pasta und Pizza.