Gutes Omen: Lannoy pfeift deutsches Halbfinale
Warschau (dpa) - An die WM 2010 hat Stéphane Lannoy nicht die besten Erinnerungen. Der Franzose pfiff damals das skandalöse Gruppenspiel zwischen Brasilien und der Elfenbeinküste (3:1).
Ein eindeutiges Handtor von Luis Fabiano ließ er gelten, zwei Rote Karten nach brutalen Fouls ivorischer Profis gab er nicht. Kaká schickte er mit einer zweifelhaften Gelb-Roten Karte vom Platz.
Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika reihte er sich in die schwachen Darbietungen der damals heftig kritisierten Schiedsrichter ein. Bei der EURO allerdings hat Lannoy bislang überzeugend gepfiffen und ist daher auch von der Europäischen Fußball-Union mit dem Halbfinal-Klassiker Deutschland gegen Italien am Donnerstag in Warschau betraut worden.
Der 42-Jährige aus Boulogne-sur-Mer leitete bereits das erste deutsche Gruppenspiel gegen Portugal (1:0) am 9. Juni in Lwiw. Das Halbfinale ist die dritte EM-Partie für Lannoy. Der Franzose pfiff zudem die Gruppenpartie zwischen Griechenland und Tschechien (1:2) am 12. Juni in Breslau. Auch hier agierte er unauffällig und souverän und erhielt im Anschluss gute Kritiken.
Im Deutschland-Spiel verteilte er insgesamt vier Gelbe Karten (Holger Badstuber, Jérôme Boateng, Fabio Coentrão, Hélder Postiga), im Duell zwischen Griechen und Tschechen waren es gleich sechs. Für Boateng hatte die erste Verwarnung des Turniers unangenehme Folgen. Weil er auch im zweiten Vorrundenspiel gegen die Niederlande (2:1) Gelb sah, musste er beim 2:1-Sieg gegen Dänemark gesperrt zuschauen.
Lannoy steht seit 2006 auf der Liste des Fußball-Weltverbandes FIFA und war unter anderem auch bei Olympia 2008 in Peking und der WM 2010 im Einsatz. In der Champions League leitet Lannoy seit 2009 Spiele. Der Kaufmann, der heute in Sailly-sur-la-Lys in Nordfrankreich lebt, befasst sich sehr intensiv mit seinen eigenen Leistungen und besitzt eine stattliche Sammlung an DVDs, auf denen Partien unter seiner Leitung dokumentiert sind. „Ich versuche immer, mich dadurch noch zu verbessern“, hatte er vor der EM gesagt.