„Hölle“ wartet auf Fußball-Frankreich - gegen England?
Clairefontaine (dpa) - Das Fachmagazin „France Football“ prophezeit bereits: „Ein machbares Achtelfinale, danach die Hölle.“ Die Hölle, das könnte kein Geringerer als England sein.
Die einzigen Voraussetzungen: Frankreich und die Three Lions müssen jeweils ihr erstes K.o.-Spiel bei der Fußball-Europameisterschaft gewinnen. „Wenn wir gegen sie spielen, wird es interessant“, meinte Englands Coach Roy Hodgson.
Die Three Lions entgingen dem ersten K.o.-Kracher bereits im Achtelfinale nur knapp: Durch den isländischen 2:1-Siegtreffer gegen Österreich in letzter Minute bekommt es England nun mit dem EM-Debütanten aus Nordeuropa zu tun statt auf Portugal zu treffen. Frankreich trifft auf Irland, das sich durch einen 1:0-Sieg gegen eine italienische B-Elf auf den letzten Drücker den dritten Platz in der Gruppe E sicherte und Nordirland des Duells mit dem EM-Gastgeber beraubte.
Die Franzosen hatten sich ihren Weg durchs Turnier aber ohnehin anders vorgestellt. „Natürlich ist es gut, als Erster den Großen aus dem Weg zu gehen“, hatte Dimitri Payet nach dem letzten Gruppenspiel noch betont. Der neue französische Held hatte wie alle anderen im Team gehofft, durch den ersten Platz in der Gruppenphase möglichst spät gegen andere Fußball-Großmächte des Kontinents antreten zu müssen.
Nach einem möglichen Viertelfinale gegen England könnten im Halbfinale Italien, Deutschland oder Spanien warten. „Wir sind noch sehr, sehr weit weg, von einem Finale am 10. Juli im Stade de France zu sprechen“, schrieb „France Football“.
Hodgson hatte wie auch Deschamps sein Team im finalen Gruppenmatch deutlich verändert. Frankreich gelang mit fünf Wechseln in der Startformation das erforderliche 0:0 gegen die Schweiz. England spielte mit sechs Änderungen in der Anfangself gegen die Slowakei 0:0 - nur, dass das den Engländern nicht für Rang eins reichte.
„England steht für einen potenziellen Alptraum-Lauf ins EM-Finale“, kommentierte die „Daily Mail“. Kommt es zum Duell gegen die Franzosen, droht mit dem Aus seiner Mannschaft auch das Aus für Hodgson. Sein Vertrag endet nach der EM. Der von Deschamps ist bis zur WM 2018 datiert.
Im November vergangenen Jahres trafen beide Teams zuletzt aufeinander. Das Testspiel stand aber unter den Eindrücken der schrecklichen Terroranschläge vom 13. November 2015. Vier Tage nach den Attentaten war die Partie im Londoner Wembley-Stadion zu einem Zeichen der Solidarität geworden. Frankreich verlor 0:2 - das Ergebnis war völlig unwichtig. Es blieb die einzige Niederlage seit einem Jahr und in insgesamt nun 13 Spielen.
Diese Bilanz wollen die Franzosen bis zum Ende der EM weiter aufpolieren. Drei Spiele wären es bis zum Finale, das erste steht an diesem Sonntag in Lyon an.
Wie Deschamps seine Mannschaft um 15.00 Uhr nun starten lässt, wird in Frankreich bereits gerätselt. Gleich vier Spieler sind gelb-belastet und würden bei einer weiteren Verwarnung im Viertelfinale fehlen. Drei davon - Innenverteidiger Laurent Koscielny (FC Arsenal), Mittelfeldantreiber N'Golo Kanté (Leicester City) und Mittelstürmer Olivier Giroud (ebenfalls FC Arsenal) spielen auf der Insel. Und auch der zweite Innenverteidiger, Adil Rami von Europa-League-Seriensieger FC Sevilla, ist vorbelastet.
Dennoch richtete auch der Sender der Sportzeitung „L'Equipe“ den Blick schon über die kommende Aufgabe hinaus und fragte angesichts der möglichen Achtelfinalgegner. „Ist Frankreich schon im Viertelfinale?“