EM 2016 Jedem Anfang wohnt ein Zaudern inne
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Was noch helfen könnte, wäre eine Reform, gegen die die Agenda 2010 ausschaut wie ein Schulaufsatz von Daniela Katzenberger: überaus simpel. Der Spielplan muss von Grund auf verändert werden. Am besten, das Turnier beginnt gleich mit dem Finale. Denn wer kann sich denn noch tatsächlich an die Eröffnungsspiele der vergangenen Europameisterschaften erinnern? Die Ergebnisse der letzten Turniere lesen sich wie der Binärcode eines konfusen Informatikers:101011111121210111.
Also, ran an die Reform. Immerhin hat sich die Uefa bei der Spielplangestaltung des am Freitag startenden Turniers der Idee schon angenähert und verwirrt die Fans mit einem Achtelfinale, an dem vier der sechs besten Gruppendritten teilnehmen dürfen. Wenn man einfach eine Spielrunde dazwischen schieben kann, kann man doch eine andere auch vorziehen. Letztlich werden Wettbewerbshüter aber fadenscheinige Gründe vorbringen, wonach der Start mit dem Finale der Sinnhaftigkeit eines vierwöchigen Turniers widerspreche.
So wird weiter an der Tradition festgehalten, dass der Gastgeber gegen einen möglichst zweitklassigen Gegner die EM eröffnet. Bislang hat dieses Konstrukt allerdings nicht zum gewünschten Effekt geführt, der darin bestehen soll, dem Heimteam einen euphorischen Turnierstart zu bescheren. Bei den vergangenen sieben Turnieren konnte lediglich Belgien 2000 als Gastgeber sein erstes Spiel gewinnen. Ansonsten reihte sich Remis an Remis, unterbrochen von der Niederlage Portugals gegen Griechenland. Jedem Anfang wohnt ein Zaudern inne. Jetzt sind die Franzosen an der Reihe. Sie bekommen es mit einer biederen rumänischen Truppe zu tun. Die Nachfolger von Gheorghe Hagi haben wenig gemein mit dem Alpen-Maradona. Er war der erste Spieler, dem der kleine, großen Argentinier als Namenspatron diente. Es folgte der schon nicht mehr ganz so großartige Alpen-Maradona Andreas Herzog, ehe jede Gemeinde sich ihren Maradona suchte und in einigen Partien der Spessart-Maradona auf den Obere-Lausitz-Maradona traf.
Die Franzosen haben keinen Maradona, dafür mit Paul Pogba einen Mittelfeldmann, der manierlich mit dem Ball umgehen kann. Weil in Eröffnungsspielen die große Kunst aber meist Hausverbot hat, droht die Partie auf den Gummiwand-Klassiker hinauszulaufen, bei dem eine Mannschaft den Ball permanent in Richtung des gegnerischen Tores treibt — das gegnerische Team aber die Kugel schnöde hinausbolzt. Weil früher manches besser war, könnte man stattdessen auf eine Idee aus dem fußballerischen Tertiär zurückgreifen. 1968 wurde das Eröffnungsspiel zwischen Italien und der UdSSR auf dem Handrücken des Schiedsrichters entschieden. Dort landete die Münze, die Italien den Sieg brachte. Zuvor endete das Spiel 0:0.