Deutsches Team Jonas Hector - Der Saarländer Bub

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Jonas Hector steht vor seiner ersten EM.

Foto: Arne Dedert

Evian. Die Weltmeisterschaft 2014 hat Jonas Hector über weite Strecken mit Freunden angeschaut. Während des Endspiels war er dann schon wieder in der Vorbereitung der neuen Saison - Trainingslager mit dem 1. FC Köln. Alltag eines durchschnittlichen Bundesliga-Profis. Wenige schaffen es über den Schnitt. Und noch weniger in die Nationalmannschaft. Hector ist dieser fabelhafte Karrieresprung gelungen. Seit November 2014 gehört er dem Kreis der DFB-Elf an. In Frankreich spielt er nun sein erstes Championat.

Auersmacher im Saarland. Ein kleines Dorf in der Gemeinde Kleinbittersdorf. Nicht einmal 3000 Seelen, aus der Ferne betrachtet der Inbegriff der Provinz, das muss man nicht kennen. Jonas Hector sieht das anders. Für ihn ist es ein Stück Heimat, vermutlich ist er dort mit jedem per du. In Auersbach haben sie den Saarländer Bub schon immer gefeiert. Mit dem Fußballverein wurde das Talent 2009 Verbandsligameister. Und kurz darauf schaffte er mit den A-Junioren den Aufstieg in die Regionalliga. So etwas verbindet: Als sich erste Proficlubs für den Hochbegabten interessierten, schlug er alle Angebote aus. Eigentlich, so hieß es, habe er Auersbach nie verlassen wollen.

Nun lebt er in der Großstadt. Und spielt für einen großen Verein. Beim 1. FC Köln hat der 26-Jährige 2012 den Sprung vom Regionalliga-Team in den Profi-Kader geschafft. 2014 hatte er Anteil an der Rückkehr des Traditionsvereins in die Bundesliga. Kurz darauf meldete sich der Bundestrainer. Es ist ein Stück aus Tausend und einer Nacht.

In Auersbach spielte Jonas Hector auf der „Zehn“. In Köln wurde er zum Linksverteidiger umgeschult. Das ist auch seine Position im Nationalteam. Löw schätzt ihn als zuverlässigen Verteidiger mit beachtlichen Offensiv-Qualitäten. 14 Mal durfte Hector bislang sein Können im A-Team zeigen, 2015 hatte er mehr Einsatzzeiten als jeder andere Nationalspieler. Weltklasse-Torhüter Manuel Neuer sagte am Donnerstag über seinen Vordermann: „Jonas müssen wir hier nicht mehr integrieren. Er ist total angekommen und fester Bestandteil des Teams.“ Hector, ein wohl erzogener und eher stiller Profi, fühlt vor seiner ersten EM „eine positive Aufregung. Ich freue mich extrem, das hier ist etwas ganz anderes als ein Bundesliga- oder Qualifikationsspiel.“

In Auersbach wird am Sonntag beim deutschen EM-Auftakt gegen die Ukraine das ganze Dorf vor dem Fernseher hocken. Es gilt als sicher, dass Hector in der Startelf steht. Ungewiss ist indes, wie lange Hector ein Kölner bleibt. Längst haben noch größere Clubs eine Auge auf den jungen Mann (Vertrag bis 2018) geworfen. Angeblich hat der FC Liverpool erhebliches Interesse. In einem Interview legte Kölns Geschäftsführer Alexander Wehrle die finanzielle Messlatte schon einmal auf. Da müsse schon ein deutlich zweistelliger Millionen-Betrag kommen.