Koller nimmt Österreichs Spieler in die Pflicht

Mallemort (dpa) - Marcel Koller war freundlich wie immer. Höflich, und meist mit einem Lächeln beantwortete der Nationaltrainer von Österreich bei der Auftaktpressekonferenz im Provence-Städtchen Mallemort die Fragen der Journalisten.

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Doch die Botschaft, die Koller an seine Spieler richtete, war deutlich. Alles, was in der Vergangenheit passiert ist, interessiert nicht mehr. Jetzt zählt nur noch die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich.

„Wir haben eine gute Qualifikation gespielt, aber das ist jetzt auch eine Zeit her. Wir müssen jetzt wieder in die Gänge kommen“, sagte Koller. Der Schweizer ist trotz der durchwachsenen Leistungen in den beiden Testspielen gegen Malta und die Niederlande weit davon entfernt, seine erfolgreiche Mannschaft infrage zu stellen. Doch fünf Tage vor dem Auftaktspiel gegen Ungarn am Dienstag in Bordeaux will Koller die Zügel wieder etwas anziehen. „Wir werden die Ungarn auf gar keinen Fall unterschätzen“, sagte der frühere Bundesliga-Trainer des 1. FC Köln und VfL Bochum.

Der Aufgalopp im Stade d'Honneur verlief aber noch recht locker. Bei strahlendem Sonnenschein konnte Koller alle seine 23 Spieler auf dem Platz begrüßen, auch der zuletzt leicht angeschlagene Marc Janko machte die ersten Übungen auf französischem Boden mit.

Beim öffentlichen Training am Abend wurde der Angreifer vom FC Basel im abschließenden Spiel aber noch geschont. Janko hatte sich im letzten Test gegen die Niederlande vor einer Woche leicht am Rücken verletzt. Marko Arnautovic zog sich im Abschlussspielchen eine leichte Rippenverletzung zu, ein Ausfall droht aber wohl ebenfalls nicht. Die 500 Zuschauer feierten das österreichische Team mit einer rot-weißen Choreographie.

Ab Freitag soll der Fokus nun voll auf der Partie gegen die von den beiden Deutschen Bernd Storck und Andreas Möller trainierten Ungarn liegen. Gegen Malta hatte sich die Austria-Auswahl in der Vorbereitung nur mit 2:1 durchgesetzt, gegen die nicht für die EM qualifizierten Niederländer sogar mit 0:2 verloren. Dennoch gehen die Österreicher voller Vorfreude in das Turnier. „Jetzt wird es ernst, jetzt geht es los. Es geht jetzt darum, dass wir die letzten zehn Prozent aufschnappen, damit wir gegen Ungarn voll da sind“, sagte Abwehrspieler Sebastian Prödl.

Der frühere Bremer ist einer von nur noch fünf Spielern, die auch 2008 bei der Heim-EM dabei waren. Damals scheiterten die Österreicher in der Vorrunde mit einem mickrigen Pünktchen unter anderem an Deutschland, die Stimmung in der Alpenrepublik war danach für einige Jahre im Keller. Doch laut Prödl gibt es einen Riesenunterschied zu damals. Acht Jahre später sei alles viel professioneller, im Kader stecke viel mehr Erfahrung. „Nicht nur wir Spieler, auch der Verband hat sich sehr weiterentwickelt.“

Die Zuversicht ist deshalb weiter groß bei den Österreichern, die in der Qualifikation ungeschlagen blieben und nur gegen Schweden einen Punkt abgaben. Jetzt gilt es, diese Leistungen auch auf der großen EM-Bühne zu zeigen. Koller ist allen mahnenden Worten zum Trotz frohen Mutes, dass das gelingt. „Nicht nur das Wetter ist heiß, wir sind es auch“, sagte Koller mit einem Schmunzeln.