Klose oder Gomez: Löws „Näschen“ entscheidet
Danzig (dpa) - Es ist die spannendste Frage der deutschen Fußball-Nation: Gomez oder Klose? Wen schickt der Bundestrainer als Tormaschine in das emotionale EM-Halbfinale gegen Italien? Mario Gomez war in den drei Gruppenspielen gesetzt, traf dreimal.
Miroslav Klose stand im Viertelfinale gegen Griechenland in der Startelf, prompt knipste auch er. „Ich gehe davon aus“, sagte der 34 Jahre alte Routinier am Dienstag in Danzig auf die Frage, ob er auch gegen die Azzurri erste Wahl sei. Zumindest bereite er sich so vor, „als ob ich spielen würde“. Der 26-jährige Gomez übermittelte aus dem Quartier: „Ich glaube nicht, dass schon eine Entscheidung gefallen ist.“
Löw selbst wollte zwei Tage vor dem K.o.-Spiel gegen starke Italiener verständlicherweise auch nicht viel zur Erhellung beitragen. Denn natürlich wird auch der Gegner rätseln, wen der unberechenbare DFB-Chefcoach in Warschau auf ihre Abwehr loslässt. Löw schürte eher die Diskussionen: „Es ist nicht das Allheilmittel, mit der Mannschaft zu spielen, die gewonnen hat.“ Manchmal seien eben andere Spielertypen gefragt, so war's gegen Griechenland Klose - gegen Italien könnte es wieder Gomez sein.
Es ist eine schier unendliche Geschichte mit und zwischen den beiden Torjägern, einst beim FC Bayern, jetzt nur noch in der Nationalmannschaft. Der Wahl-Italiener Klose hat in 120 Länderspielen 64 Tore geschossen, sein Schnitt sind 0,53 Tore pro Spiel. Nur noch vier fehlen am ewigen Rekord von Gerd Müller, den viele Experten für uneinholbar hielten. Der Halb-Spanier Gomez hat es in seinen 56 Einsätzen für Deutschland auf 25 Tore gebracht, die Quote von 0,47 ist kaum schlechter.
Klose wird oft als der bessere Kombinationsspieler bezeichnet, der weite Wege geht, sich schon weit vor dem Tor in die Doppelpässe einschaltet. Spielmacher Mesut Özil hatte gegen die Griechen immer wieder Klose und Marco Reus gesucht und gefunden. Gomez steht als Prototyp für den klassischen Strafraum-Stürmer, der die Eingaben und Durchspiele wie von Bastian Schweinsteiger gegen Holland gnadenlos in Treffer ummünzt. „Letztlich lebt eine Mannschaft davon“, bemerkte Gomez zu den verschiedenen Möglichkeiten.
Dass Klose nun schon ein Jahr bei Lazio Rom den italienischen Fußball näher kennengelernt hat, wird bei Löws Wahl kaum entscheidend ins Gewicht fallen. Klar könne er mit seinen erworbenen Italienisch-Kenntnissen ein „bisschen zuhören“, doch wirklich Wichtiges werden sich die Gegner auf dem Platz nicht zurufen. Und Insider-Tipps würde der Trainer auch nicht brauchen, das hätte schon die Scouting-Abteilung erledigt, berichtete der Wahl-Italiener. Wie also wird Löw entscheiden? Mit „seinem guten Näschen“, glaubt Klose, „das hat er ja schon bewiesen.“