Rassismusvorwürfe: Verfahren gegen Spanien und Russland
Warschau (dpa) - Die UEFA hat nach Rassismusvorwürfen nun doch Disziplinarverfahren gegen den spanischen und den russischen Fußballverband eröffnet. Das teilte die Europäische Fußball-Union mit.
Beiden Verbänden wird das „ungebührliche Verhalten (rassistisches Verhalten, rassistische Gesänge)“ von Fans vorgeworfen, wie es in einer schriftlichen Erklärung der UEFA heißt. Der Disziplinar- und Kontrollausschuss wird sich am Donnerstag damit beschäftigen. Zunächst hatte der europäische Dachverband nur Ermittlungen eingeleitet, aber kein Verfahren eröffnet.
Der italienische Angreifer Mario Balotelli (beim 1:1 gegen Spanien) und der tschechische Verteidiger Theodor Gebre Selassie (beim 1:4 gegen Russland) sollen bei der EM in Polen und der Ukraine von Zuschauern rassistisch beleidigt worden sein.
Im Fall Balotelli hatte die Fan-Organisation Football Supporters Europe (FSE) nach der Partie in Danzig am 10. Juni die UEFA über den Vorfall im spanischen Fanblock informiert. „Während des Spiels fingen ab einem gewissen Zeitpunkt ca. 200 Fans an, Affenlaute zu machen, als der italienische Spieler Mario Balotelli den Ball berührte“, hieß es damals in einer FSE-Erklärung. Andere Fans des Welt- und Europameisters seien daraufhin eingeschritten.
Die Ermittlungen in Bezug auf den Neu-Bremer Gebre Selassie beruhten zunächst auf Medienberichten, müssen nun aber bei der Eröffnung eines Verfahrens offensichtlich mit Beweisen untermauert worden sein. Gebre Selassie selbst hatte dem Zwischenfall am 8. Juni in Breslau nicht allzu viel Bedeutung beigemessen.
Zuvor hatte die UEFA den kroatischen Verband wegen rassistischer Entgleisungen seiner Fans zu einer Geldstrafe von 80 000 Euro verurteilt. Ein weiteres Verfahren ist noch anhängig.