Kroatiens Künstler und Portugals Star wittern Final-Chance

Lens (dpa) - Vorarbeit Modric, Tor Ronaldo. Auch auf diese Weise hat Real Madrid in der abgelaufenen Saison die Champions League gewonnen. Bei der Fußball-EM in Frankreich aber werden aus zwei kongenialen Partnern an diesem Samstag Gegner für einen Abend.

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Kroatien gegen Portugal heißt das Achtelfinal-Duell in Lens (21.00 Uhr). Und allein die Namen Luka Modric und Cristiano Ronaldo zeigen, dass damit gleich zu Beginn der K.o.-Runde die beiden bestbesetzten Teams der oberen Spielplanhälfte aufeinandertreffen. Wer dieses Spiel gewinnt, hat zumindest auf dem Papier die große Chance, ins Endspiel am 10. Juli im Stade de France durchzumarschieren.

Die Kroaten gehen mit dieser Aussicht sehr offensiv um. „Wir haben großen Respekt vor Portugal. Aber wir sind eine der besten, wenn nicht sogar die beste Mannschaft bei diesem Turnier. Diese EM ist unsere große Chance“, sagte ihr Stürmer Nikola Kalinic.

Für ein kleines Land, das bei einem großen Turnier bislang nur einmal in einem Halbfinale stand (bei der WM 1998), mögen das recht forsche Töne sein. Aber inhaltlich ist dem Angreifer vom AC Florenz kaum zu widersprechen. Mit ihrem Mut, ihrer Hingabe und ihren technischen Fähigkeiten haben die Kroaten bei dieser EURO bislang tatsächlich den stärksten Eindruck hinterlassen. Erst am Dienstag besiegten sie auch ohne fünf Stammspieler den Titelverteidiger Spanien mit 2:1.

Warum also sollte Kroatien Angst haben vor einem portugiesischen Team, das in der Vorrunde kein einziges Spiel gewann? Oder vor den Schweizern, Polen, Belgiern oder Walisern, die danach als weitere mögliche Gegner auf dem Weg ins Endspiel warten würden?

Vielleicht gerade weil es sich in dieser Turnierhälfte um „einen mit Rosen bedeckten Weg ins Finale“ handelt, wie die „Süddeutsche Zeitung“ vor dem Achtelfinale schrieb. Im Gegensatz zu jener „Route voller Schlaglöcher“, auf der sich parallel die Spanier, Italiener, Franzosen und auch Weltmeister Deutschland abmühen müssen.

Auch die Portugiesen können den Spielplan lesen. Er erinnert sie ein wenig an die Europameisterschaft 2012, als sie mit einer Niederlage gegen Deutschland und einem Zitterspiel gegen Dänemark ebenfalls nur schwerfällig in das Turnier kamen und am Ende auf einmal im Halbfinale standen. „Jetzt fängt alles wieder bei Null an“, sagte Bayern Münchens neuer Millionen-Einkauf Renato Sanches. „Unserer Mannschaft fehlt nichts, auch wir haben alles.“

Vor allem Ronaldo, möchte man hinzufügen. Und so lässt sich auch genauso gut fragen: Warum sollte jemand Angst vor Schweizern, Polen und selbst an diesem Samstag vor den so starken Kroaten haben, wenn er vom dreimaligen Weltfußballer und Champions-League-Sieger angeführt wird? „Wir treffen auf eine sehr gute Mannschaft, die Chancen stehen 50:50“, sagte Ronaldo. „Aber auch wir haben unsere Waffen und unseren Wert“ - und meinte damit vor allem sich selbst.

Alleiniger Rekordspieler der EM-Historie ist er seit Mittwoch bereits. Und sollte Ronaldo wie schon gegen Ungarn auch diesmal zwei Tore schießen, würde er auch noch Michel Platini mit dann zehn Treffern an der Spitze der ewigen EM-Torschützenliste ablösen.

Auch seinem Aufeinandertreffen mit Luka Modric steht nicht mehr viel im Weg. Der Spielmacher musste gegen Spanien wegen Leistenproblemen pausieren. Seitdem trainiert er aber wieder mit seinem Team.

Sollte der Mittelfeldstar von Real Madrid doch noch ausfallen, gäbe es immerhin noch ein zweites, interessantes Duell. Kroatiens Ivan Perisic von Inter Mailand und sein direkter Gegenspieler Vieirinha spielten lange beim VfL Wolfsburg zusammen. Keine leichte Aufgabe für den Portugiesen, denn Perisic ist bei dieser EM in exzellenter Form. Nach seinem Siegtor gegen Spanien warnte er allerdings: „Wenn wir jetzt im Achtelfinale verlieren, war alles vorher nichts wert.“