Del Bosques letzte Mission für Spanien?
Saint-Marie-de-Ré (dpa) - In schöner Regelmäßigkeit vermelden die spanische Medien, dass Verbandspräsident Angel Maria Villar mal wieder versucht hat, Vicente del Bosque umzustimmen.
Doch der 65 Jahre alte Trainer des EM-Titelverteidigers, so heißt es dann, wolle sich in Zukunft lieber mehr um seine drei Kinder und die Enkel kümmern. Der „Mister“, wie ihn seine Spieler ebenso liebe- wie respektvoll nennen, ist in Frankreich wohl auf seiner letzten Mission.
Mit dem zweiten Triumph bei einer Fußball-Europameisterschaft nach 2012 hätte del Bosque einen Abgang durch das ganz große Portal. Und der Mann mit dem markanten Schnauzer hätte ihn verdient: 2010 führte er „La Furia Roja“ in Südafrika zum ersten WM-Titel Spaniens. Längst hat ihn das Königshaus den Adelstitel „Marqués“ verliehen, Ehrendoktor-Würden kommen dazu.
Dabei ist ihm nichts verhasster als Eitelkeiten und Egoismen. Del Bosque ist als Trainer der größte Mannschaftsspieler. Fragen zu seiner persönlichen Zukunft weicht er aus; nichts soll die Arbeit mit dem EM-Titelverteidiger stören. „Ich habe eine Idee, was sein könnte. Ich weiß nicht, ob man sie ändern kann, das hängt jedenfalls nicht vom Ausgang der Europameisterschaft ab“, sagte er zuletzt.
Auf dem Trainingsplatz wirkt er ein bisschen wie aus der Zeit gefallen. Del Bosque geht ein bisschen schief, die Hüfte ... Aber in keinem Moment hat man das Gefühl, dass seine Profis ihm nicht überzeugt folgen. Der Senior aus Salamanca, der einst mit Real Madrid fünfmal Meister war und 18 Länderspiele bestritt, ist korrekt bis in die letzte Falte seines Anzugs, den er am Spielfeldrand trägt. Einen Wutausbruch wie jener legendäre von Giovanni Trapattoni - das wird man bei del Bosque nie erleben.
Selbst in Stunden der Schmach wie beim vorzeitigen WM-Aus 2014: Del Bosque stellt sich. Ruhig, sachlich und bescheiden. Er schaut nicht in die Kamera, sondern dem Fragesteller in die Augen. Er kritisiert die Presse nicht und schon gar nicht öffentlich seine Spieler. „Wir dürfen jetzt nicht den einen oder anderen Schuldigen suchen. Schuld sind wir alle“, sagte er beispielsweise nach dem 1:2-Fiasko im letzten EM-Vorrundenspiel gegen Kroatien.
Ein „Hombre!“ ist schon alles, was ihm mal entfährt. „Ich erfülle meine Aufgabe, als hätte ich noch 20 Jahre vor mir“, sagte del Bosque. „Ich fühle mich gut. Aber es würde mir schon gefallen, wenn nach acht Jahren ein anderer weitermachen würde.“ Ein Nachfolger scheint Verbandsboss Villar aber noch nicht eingefallen zu sein.