Ein Nordire für Irland: Der unterschätzte Mr. O'Neill
Versailles (dpa) - Von der „Liebesaffäre, die wir alle sehen wollten“, schrieb der „Irish Examiner“ nach dem emotionalen Achtelfinal-Einzug der Iren.
Wenige Sekunden nach dem 1:0-Sieg gegen Italien stürmten Chefcoach Martin O'Neill und sein Assistenztrainer Roy Keane, der vielleicht raubeinigste aller raubeinigen Ex-Profis, aufeinander zu und fielen sich wie wild um den Hals: hier der stille und bedächtige O'Neill, dort der laute und aufbrausende Keane.
Seinen Job als Fußball-Nationaltrainer Irlands verrichtet der Nordire O'Neill unaufgeregt und mit leiser Stimme. Der 64-Jährige wirkt manchmal wie ein pensionierter Briefträger mit altmodischem Brillengestell. Als Spieler gehörte er zum legendären Team von Nottingham Forest, die Nordiren führte er 1982 bei der WM in Spanien als Kapitän an. Seine Trainerkarriere führte ihn zu Leicester City und Celtic Glasgow. Doch obwohl er immer wieder für Top-Jobs gehandelt wurde, landete er nur bei Aston Villa und Sunderland.
Mit der Berufung zum Nachfolger von Giovanni Trapattoni im November 2013 scheint O'Neill seine Berufung gefunden zu haben - im Duett mit Keane ist die EM schon vor dem Achtelfinale gegen Frankreich ein Erfolg. Und was sagte der Mann mit dem feinsinnigen Humor zur Umarmung Keanes? „Ich habe ihm geraten, er solle sich mal rasieren.“