Madrid und Manchester buhlen um Kroaten Modric

Warka (dpa) - Unauffällig ist Luka Modric nur beim Einlaufen. Dann muss der kroatische Mittelfeldstar mit seinen 1,73 Metern zu den meisten Teamkollegen aufschauen. Auf dem Platz aber schauen die Mitspieler auf ihn:

Mit technischen Brillanz, Gewandtheit und einem enormen Taktgefühl hat er sich zum Anführer der kroatischen Fußball-Elf entwickelt. Die Europameisterschaft soll jetzt sein Turnier werden - auch wenn sich Modric nach außen hin kleiner zu machen versucht als er es ist.

„Der Einzelne kann alleine nichts schaffen. Ich mache mir keinen Druck, wenn gesagt wird, dass ich der wichtigste Spieler in unserem Team bin“, beteuerte er vor dem EM-Start gegen Irland. Bei seinem dritten großen Turnier kann Modric zum Weltstar reifen - das Potenzial dafür sehen alle. 26 Jahre alt ist er, im besten Fußballeralter also. Und nicht umsonst steht er längst im Blickpunkt der großen europäischen Clubs, sogar die Königlichen von Real Madrid bekunden ernsthaftes Interesse. Dort wäre Modric Stammplatz-Konkurrent von Mesut Özil.

Mit der größte Modric-Anhänger ist sein Vereinstrainer Harry Redknapp von Tottenham Hotspur. „Er ist nicht nur ein wahnsinnig guter Fußballer, er hat auch eine tolle Persönlichkeit“, schwärmt er. Dass Modric „fantastisch“ ist, davon sind die Spurs-Anhänger erst recht überzeugt, seit der Filigrantechniker seinen Club in der abgelaufenen Saison auf Platz vier in der Premier League führte.

Modric ist einer, der für Kontinuität stehen will. Am besten abzulesen kann man das an seinen Verträgen. Das war schon immer so, auch bei seinem ersten Proficlub in der Heimat, Dinamo Zagreb. 2004 erhielt Modric dort die Auszeichnung des hoffnungsvollsten Jungprofis der Liga - danach legte ihm sein Verein einen neuen Kontrakt mit besseren Bezügen vor die Nase. Datiert bis 2015. Modric unterschrieb.

Und blieb doch nur bis 2008 in der kroatischen Hauptstadt, obwohl Dinamo zweimal das Double aus Meisterschaft und Pokalsieg holte. Für mehr als 20 Millionen Euro kauften die Spurs Modric aus dem Vertrag mit Superlaufzeit heraus, jetzt werden sie ihn wohl weiterziehen lassen müssen. Sogar Redknapp sieht kaum eine Chance, seinen Star an der White Hart Lane behalten zu können. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich sicher bin, dass Luka bleibt“, befand er. Und das, obwohl Modric laut Vertrag noch bis 2016 gebunden ist.

Der FC Chelsea versucht schon länger, Modric zum Wechsel zu bewegen, inzwischen werden ihm auch Verbindungen zu den beiden Manchester-Spitzenclubs United und City nachgesagt. Im öffentlichen Fokus aber steht das Interesse von Real Madrid.

Modric selbst, nach außen immer höflich und zurückhaltend, will dieser Tage nicht über seine Zukunft sprechen. „Nicht, während ich bei der Euro bin“, meint er, urteilt aber auf Madrid angesprochen: „Real ist das beste Team der Welt mit großartigen Spielern.“

Führt Modric die Kroaten bei der Europameisterschaft trotz der schweren Vorrundengruppe mit Spanien und Italien als großkalibrige Gegner ins Viertelfinale, wird er sich seinen neuen Verein wohl aussuchen können. Schon die EM 2008 hatte richtungsweisenden Charakter. Auch damals spielte Modric groß auf - und wechselte ein paar Wochen später nach Tottenham. Ob's diesmal Real wird?