Matchwinner aus Brasilien: Debatte um Torschütze Eder
Toulouse (dpa) - Die unangenehme Frage lächelte Italiens Matchwinner Eder einfach weg. Schwitzend und noch im Trikot musste der in Brasilien geborene Torschütze nach dem 1:0 über Schweden Auskunft zur Debatte um im Ausland geborenen Profis in der Nationalelf geben.
„Ich denke, das war eine unnütze Polemik, die ein bisschen aufgeblasen wurde“, sagte der 29-Jährige, der Italiens Fußball-Nationalmannschaft in Toulouse ins EM-Achtelfinale geschossen hatte. „Wenn wir zehn Leute fragen, sind fünf dafür, fünf dagegen“, ergänzte er.
Die Debatte wird in Italien schon lange geführt, doch im vergangenen Jahr sorgte Eders Club-Trainer bei Inter Mailand, Roberto Mancini, mit besonders drastischen Aussagen für Aufsehen. „Ich denke, dass es ein italienischer Spieler verdient, in der Nationalelf zu spielen, während derjenige, der nicht in Italien geboren ist, auch wenn er italienische Verwandte hat, es nicht verdient“, sagte er.
Doch Italiens Nationalcoach Antonio Conte hielt unbeirrt an Eder fest. „Ich suche die Spieler aus, die der Mannschaft helfen können“, sagte er nach dem Spiel. „Eder war in der Qualifikation entscheidend und wir haben gehofft, dass er bei der EM so weitermachen kann.“ Der Nationalcoach lobte: „Er ist ein Spieler, der in gewissen Situationen für uns wichtig werden kann. Er hat Technik und Schnelligkeit.“
Im zweiten Gruppenspiel gegen Schweden zahlte Eder dieses Vertrauen nun zurück. Der schnelle und wuselige Stürmer, geboren 1986 im brasilianischen Lauro Müller und mit italienischen Vorfahren, traf zwei Minuten vor Schluss nach einem schönen Solo zum 1:0. „Ich bin sehr glücklich für meine Teamkollegen und die Mannschaft“, sagte er strahlend. „Ich hatte immer das Vertrauen des Trainers.“ Seinen Treffer widmete der Profi anschließend „dem gesamten Team“.
„Eder hat allen bewiesen, dass er nicht zufällig hier ist. Ich freue mich sehr für ihn und über unseren Sieg“, sagte Teamkollege Giorgio Chiellini. Zur Debatte über die im Ausland geborenen Profis im Team meinte er: „Innerhalb der Mannschaft gibt es diese Unterscheidung nicht. Das sind Spieler, die viel für Italien gegeben haben und immer noch viel geben. Sie sind zu 100 Prozent Teil der Gruppe.“
Und auch in der Heimat war es den meisten Fans zumindest für einen Tag egal, woher der Angreifer stammt. „Ibra k.o.. Eders Magie, Italien ist weiter“, titelte der „Corriere dello Sport“ mit Blick auf den wirkungslosen schwedischen Superstar Zlatan Ibrahimovic. Und „Tuttosport“ meinte: „Bruder Italiens. Ein Tor von Eder zerlegt die schwedischen Schränke. Wir sind schon im Achtelfinale.“
Eder steht beispielhaft für viele Profis in dieser italienischen Mannschaft, die schon nach zwei Spielen in der K.o.-Runde steht und der vorher so wenige etwas zugetraut hatten. Erst mit 28 Jahren lief er erstmals für die Squadra Azzurra auf, nun erzielte er in seinem zwölften Einsatz sein drittes Tor. Viele Profis im Kader von Conte wurden lange nicht berücksichtigt oder debütierten erst spät in der Nationalelf. Doch bei dieser EM überzeugen sie bislang alle.