Millionen Fans fiebern dem Fußballklassiker entgegen
Berlin (dpa) - Der Klassiker Deutschland - Italien elektrisiert die Fußballmassen: Fanmeilen, Stadien, Kneipen, Bars und italienische Restaurants werden am Donnerstagabend rappelvoll sein.
Millionen Fans in Deutschland wollen gemeinsam einen Sieg ihrer Mannschaft im EM-Halbfinale feiern. Allein auf der größten Fanmeile des Landes in Berlin rechnen die Veranstalter wieder mit mehreren Hunderttausend Besuchern. Auf dem Hamburger Fanfest nahe der Reeperbahn dürfte die Kapazitätsgrenze von 70 000 Zuschauern erreicht werden. Im Münchner Olympiastadion werden ebenso wie in der Arena der Frankfurter Eintracht Zehntausende in schwarz-rot-gold erwartet.
Die gute halbe Million Italiener, die in Deutschland leben, werden ihr grün-weiß-rot dagegenhalten: Besonders in den italienischen Hochburgen wie Wolfsburg, Köln oder München dürften Pizzerien und Trattorien zu Tifosi-Hochburgen werden.
In vielen Werkshallen und Spätschichtbetrieben wird am Donnerstagabend die Arbeit ruhen. Volkswagen und BMW beispielsweise halten die Bänder an und laden ihre Mitarbeiter zum Public Viewing, in vielen anderen Unternehmen werden sicherlich Fernseher oder Radios laufen - wo nicht, dürften viele einen Blick auf den Live-Stream des Spiels via Smartphone riskieren.
In der Hauptstadt rüsten sich Polizei und Rettungskräfte auf einen Massenansturm vor dem Brandenburger Tor, Pop-Diva Madonna scheint mit ihrem Konzert keine große Konkurrenz zu sein. Etwa 400 Ordner bietet der Fan-Park-Veranstalter auf, 650 Polizisten sind im Einsatz. Alles in allem sei es bislang recht friedlich zugegangen: Insgesamt wurden während dieser EM 20 Menschen verletzt, es gab 155 Festnahmen und 145 Strafanzeigen - vor allem wegen Drogen, Körperverletzung, Böllern und Waffen. Das sei eine durchschnittliche Zahl für so eine Veranstaltung, sagte ein Behördensprecher.
Der wohl abgefahrenste Ort für Public Viewing bietet sich den Fans im brandenburgischen Ludwigsfelde: Etwa 3000 Menschen werden unter der Autobahnbrücke am südlichen Berliner Ring (A10) erwartet. Motto der Fußballparty: „Wir stehen auf Schwarz-Rot-Gold“.
In Köln hingegen haben sich die Fans das Public Viewing selbst etwas vermiest: Es sollen zwar rund um die Lanxess-Arena wieder gut 15 000 Menschen zum Fußballgucken kommen. Die Halle selbst, in der weitere 18 000 Fans Platz hätten, bleibt aber gesperrt. Grund: Beim letzten Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft hatten einige Zuschauer in der Arena Bengalos und Feuerwerkskörper gezündet.
Die Stuttgarter mussten und müssen sogar komplett auf großes Public Viewing verzichten - und zwar die gesamte EM hindurch. „Das hätte die Stadt einen Zuschuss von rund 500 000 Euro gekostet“, sagte Stadtsprecher Sven Matis. Zu teuer. Schon bei der WM 2010 habe es kein großes Fanfest gegeben, in Absprache mit den Gastronomen übrigens. Damals hätten Experten in der Stadt aber mehr als 1500 Live-Übertragungen in den Kneipen gezählt. „Public Viewing in Stuttgart ist mehr als der Schlossplatz“, sagte Matis.
Am Münchner Flughafen hat der Erfolg des Public Viewings zum Aus geführt. Zuletzt hätten bei den Spielen so viele Fußball-Begeisterte mitgefiebert, dass ein ungehindertes Durchkommen für die Passagiere zwischen den beiden Terminals kaum möglich war, begründete der Veranstalter die Einstellung des Rudelguckens am Airport.