Nur ein EM-Neuling feiert: Wales genießt „diesen Moment“
Bordeaux (dpa) - Die Euphorie nach der ersten Qualifikation für die Fußball-Europameistschaft war riesig, doch bei den ersten EM-Neulingen macht sich bereits Ernüchterung breit. Allein die Waliser machten bei ihrem Debüt wirklich Eindruck und freuen sich auf das Nachbarschafts-Duell.
ALBANIEN: Die Albaner hadern nach dem verpatzten EM-Debüt mit sich selbst. „Das ist Lehrgeld, das ist Lehrgeld“, wiederholte Abwehrspieler Mergim Mavraj vom 1. FC Köln nach dem unglücklichen 0:1 gegen die Schweiz immer wieder. Gegen Gastgeber Frankreich am Mittwoch fehlt zu allem Überfluss auch noch Kapitän Lorik Cana gelb-rot-gesperrt. Trotz der Pleite mit vielen individuellen Fehlern überwiegt die Zuversicht. Noch immer hofft Albanien auf das Achtelfinale. „Ich glaube, es könnte mit drei Punkten klappen, aber vier wären natürlich deutlich besser“, sagte Trainer Gianni De Biasi vor den noch ausstehenden zwei Spielen.
NORDIRLAND: Vor der EM ging es bei Nordirland vor allem um zwei Stürmer - den besungenen Drittliga-Torschützenkönig Will Grigg und den angeschlagenen Kyle Lafferty. Doch beim EM-Debüt konnte der Angriff nicht von sich reden machen, er existierte praktisch nicht. „Natürlich sind wir enttäuscht, vor allem weil wir bei Ballbesitz nicht gut ausgesehen haben. Wir haben den Ball im Spiel nach vorne zu schnell wieder hergegeben“, gestand Trainer Michael O'Neill nach dem 0:1 gegen Polen. Doch außer der Erkenntnis, dass eine EM nicht mit der Qualifikation zu vergleichen ist, hat sich bei den Nordiren nichts geändert. Die Laune ist noch immer: Sehr gut.
SLOWAKEI: Trainer Jan Kozak hat die schmerzliche Niederlage gegen Wales nach eigenen Worten abgehakt und versucht zur Tagesordnung überzugehen. „Wir haben verloren, was wir respektieren müssen. Jetzt bereiten wir uns auf das nächste Spiel vor“, kommentierte er die Ausgangslage vor der Partie gegen Russland am Mittwoch in Lille. In ihrem Trainingscamp in Vichy stimmen sich die Slowaken um die beiden Bundesligaprofis Peter Pekarik (Hertha) und Dusan Svento (Köln) auf die richtungsweisende Begegnung ein. Dass schon fünf Spieler gelb-vorbelastet sind, sei eine Gefahr, „mit der wir umgehen müssen“, sagte Kozak.
WALES: Die walisische Mannschaft durfte als einziger EM-Debütant feiern - und tat das auch. Nach dem 2:1-Sieg gegen die ebenfalls debütierenden Slowaken herrschte bei den Tausenden von Fans in Bordaux und bei den Spielern im Trainingscamp in Dinard beste Stimmung. „Wir genießen diesen Moment“, sagte Trainer Chris Coleman und betonte: „Wir müssen vor nichts Angst haben.“ Auch nicht vor den höher eingeschätzten Engländern, die durch das Remis gegen Russland viel mehr unter Druck stehen als der kleine Nachbar. „Wenn wir wieder unser allerbestes geben, müssen wir uns keine Sorgen machen“, sagte der Coach zum Spiel am Donnerstag in Lens.