EM-Tagebuch Bonjour - Wie einst Walter Röhrl

Neun Reporter sind für unsere Zeitung bei der Fußball-EM in Frankreich unterwegs. Tag für Tag wird einer von ihnen sein Tagebuch öffnen.

Christoph Fischer.

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Evian. Was soll ich sagen, liebe Leserinnen und Leser? Irgendwie sind wir fast so schnell wie die Nationalmannschaft. Wenn wir auch weit weniger komfortabel unterwegs sind. Die Nationalmannschaft, die, seit der Marketingstratege Oliver Bierhoff das Sagen hat, nur noch „La Mannschaft“ genannt werden darf, war um 4.00 Uhr Montagmorgen zurück aus Lille in Evian-les-Bains nach dem heldenhaften Sieg über die Ukraine. Mit dem Flieger.

Wir fahren ein Automobil tschechischer Bauart. Wir waren um 8.30 Uhr zurück. Gegen 0.30 Uhr sind wir in Lille losgefahren. Durch die Nacht, durch Wind und Wetter, Starkregen, unangenehm. „Die Nacht der langen Messer“, sagte ein Kollege, wie damals bei der Rallye Monte Carlo. Über den Col de Turini, Walter Röhrl und Christian Geistdörfer, Sie wissen schon. Zumindest die Automobilisten unter ihnen. Der Kollege ist auf dem Beifahrersitz übrigens zügig eingeschlafen. Das hätte sich Christian Geistdörfer damals nicht erlauben dürfen. Aber heute fahrt man mit Navigator, Beifahrer werden kaum noch gebraucht. Unter Normalfahrern.

Walter Röhrl, dieser Teufelskerl, hätte es vermutlich weit schneller geschafft von Lille nach Evian. Vielleicht sogar schneller als „La Mannschaft“ im Flieger. Aber wir müssen uns ja auch an die Regeln halten. Was wir getan haben. Das ist mir wichtig. Weil die sehr geschätzte Polizei daheim mir soeben wieder eine Knolle geschickt hat, wie mir ein Kollege aus der Heimatredaktion fröhlich berichtete.

Die französische Polizei steht momentan übrigens schwer unter Beschuss. Weil der Sicherheitsbeauftragte des Deutschen Fußball-Bundes sie nicht für ausreichend vorbereitet hält auf die Europameisterschaft. Angeblich gibt es keine ausreichende Einbeziehung der szenekundigen Beamten aus dem Ausland, insbesondere aus Deutschland. Wenn es um die Auseinandersetzungen mit Hooligans geht. Das hat die Kollegen aus Frankreich natürlich gar nicht amüsiert, mussten sie doch in Lille erhebliche Randale zu schlichten versuchen. Mit deutschen Hooligans, die offenbar nur szeneunkundig begleitet waren.