Rosicky zurück: Hoffnungsträger ohne Spielpraxis
Tours/Toulouse (dpa) - Das Vertrauen der Tschechen in ihre Nationalelf ist vor dem ersten EM-Spiel gegen Titelverteidiger Spanien verschwindend gering. Die Hoffnungen ruhen auf einem einzigen Mann: Tomas Rosicky.
„Falls er fit ist, ist er unsere stärkste Waffe“, sagte der Ex-Bundesligaprofi und frühere tschechische Fußball-Nationalcoach Frantisek Straka der Deutschen Presse-Agentur.
Ist er - behauptet Rosicky jedenfalls. „Ich fühle mich sehr gut und habe das Selbstvertrauen, dass alles gut läuft. Ich habe die letzten drei Testspiele bestritten und davor zwei Monate lang gut trainiert. Alles ist gut“, erklärte Rosicky vor der Partie an diesem Montag (15.00 Uhr) in Toulouse.
Der schmächtige Offensivspieler ist inzwischen 35 und mindestens so verletzungsanfällig wie zu seinen Zeiten bei Borussia Dortmund (2001 bis 2006). Ein komplettes Jahr spielte das große tschechische Idol aufgrund unterschiedlicher Blessuren nicht für den FC Arsenal. Einen Vertrag erhielt er in London nicht mehr. Zweifel an Rosicky gibt es in Tschechien deswegen aber noch lange nicht.
Trainer Pavel Vrba setzt bedingungslos auf seinen Altstar - mangels Alternativen. Trotz seines Alters ist Rosicky immer noch nahezu der einzige, der das tschechische Spiel schnell zu machen vermag. „Es war zu sehen, dass er in der Offensive Vorzüge hat wie kein anderer in unserem Team“, sagte Vraba.
Dem Nationalcoach genügten drei Einsätze Rosickys für die Arsenal-Reserve zum Saisonende, um den 35-Jährigen in den Kader zu berufen und im Nationalteam aufzupäppeln. Im letzten Testspiel gegen Südkorea (1:2) hielt der Ex-Dortmunder sogar 90 Minuten lang durch und traf auch beim 2:1 zuvor gegen Russland.
Dennoch ist Rosicky längst noch nicht in Topform. „In der Defensive hapert es natürlich noch etwas, da muss er noch mehr zeigen“, gestand Vrba, fügte jedoch hinzu: „Doch ich bin guter Dinge, dass auch das noch besser wird bei der EM.“
Mit 35 haben viele Profis ihre Karriere schon beendet, Rosicky will davon nichts wissen: „Für mich keine Frage des Alters, sondern wie ich mich fühle.“ Jetzt freut sich der Dribbelkünstler erst mal riesig auf die EM. Auch die Skepsis der Experten daheim stört ihn nicht.
„Ich persönlich erwarte nicht allzu viel“, meinte Straka und das tschechische Idol Antonin Panenka befand: „Ich hoffe, dass unsere Mannschaft nicht enttäuschen wird und zumindest in die K.o.-Runde einzieht, um die Erwartungen der Fans zu erfüllen.“
Selbst Uli Stielike, als Nationaltrainer Südkoreas in der Vorbereitung Gegner Tschechiens und Spaniens, äußerte sich wenig schmeichelhaft zu den Chancen des Europameisters von 1976: „Spanien kann den EM-Titel gewinnen, die Tschechen werden an der Europameisterschaft teilnehmen.“
All dies lächelte Rosicky vor dem Auftaktmatch einfach weg. „Wir wollen allen zeigen, dass sie uns unterschätzt und falsch bewertet haben. Wir können Fußball spielen.“