Gruppe F Spielgestalter mit viel Wumms

Der Ex-Hoffenheimer Gylfi Sigurdsson prägt das isländische Team.

Gylfi Sigurdsson prägt das isländische Team.

Foto: Peter Powell

Es ist an der Zeit, die alte Geschichte herauszukramen. Die Geschichte, wie Ralf Rangnick einst Gylfi Sigurdsson entdeckt hat. Sie ist glaubwürdig, denn der damalige Hoffenheimer Trainer hat sie selbst erzählt. Sigurdsson, den zu dieser Zeit nun wirklich keiner in Deutschland kannte, kam also 2010 zum Dorfclub, weil Rangnicks Sohn Kevin den Isländer zufällig in England entdeckt hatte.

Der Filius des Trainers ging in Bradfield in die Schule und sah einen Jungstar im Dress des FC Reading. Papa Rangnick ließ sich überzeugen. Die Hoffenheimer legten schließlich gut fünf Millionen Euro Ablöse auf den Tisch.

Anderthalb Jahre später war Gylfi Sigurdsson wieder weg. Er ging zurück auf die Insel, als Leihspieler zu Swansea City, wo er auch heute wieder unter Vertrag ist. Zurzeit ist der 26-Jährige aber in Frankreich aktiv. Bei der Europameisterschaft will der EM-Neuling aus Island an diesem Mittwoch das Achtelfinale erreichen. Ein Sieg im Duell mit Österreich würde das kleine Land ganz sicher in die K.o.-Runde bringen.

Gylfi Sigurdsson ist in dieser Partie als Führungsspieler besonders gefordert. Der Mann mit der Nummer zehn auf dem Rücken gibt als Spielmacher das Tempo und den Rhythmus vor. Sigurdsson ist zudem ein gefährlicher Schütze.

Nach dem spät kassierten Ausgleichstreffer beim 1:1 gegen Ungarn musste bei den Isländern erstmal Frustbewältigung betrieben werden. Doch nun ist das mit zwei Remis ins Turnier gestartete Team heiß auf den ersten Sieg in seiner jungen EM-Geschichte. Sogar der Gruppensieg ist noch möglich. Ein klarer Erfolg gegen Österreich und ein nur knapper Erfolg von Portugal gegen Ungarn würde den Coup der Isländer perfekt machen. “Wir sind selbstbewusst", gab Gylfi Sigurdsson zu Protokoll. Mit David Alaba, dem bislang enttäuschenden Star des ÖFB-Teams, hat der isländische Mittelfeldmann im Übrigen schon zusammen trainiert. Das war 2011 in Hoffenheim. Damals war der in München noch nicht groß rausgekommene Youngster Alaba vom FC Bayern zur TSG 1899 ausgeliehen.

Wie wichtig Gylfi Sigurdsson für Islands Nationalmannschaft ist, zeigt der Blick zurück auf die EM-Qualifikation. Bei acht Einsätzen schoss der Mittelfeldspieler sechs Tore. Eigentlich war er es alleine, der dafür sorgte, dass der WM-Dritte aus Holland nun nicht dabei ist bei der Europameisterschaft. Beim 2:0-Sieg im Hinspiel und beim 1:0-Triumph in den Niederlanden erzielte Gylfi Sigurdsson alle drei Treffer der Isländer. Der 26-Jährige ist enorm torgefährlich, das zeigte er auch vor der EM in der Premier League. Seine starke Bilanz für Swansea im Jahr 2016: neun Treffer in 16 Begegnungen. Sigurdsson kann es aus der Distanz richtig krachen lassen, ist zudem immer wieder bei Standardsituationen am Ball. Er war es, der per Elfmeterschuss die 1:0-Führung der Isländer gegen Ungarn erzielt hatte.

Und nun? Was kann Islands Star gegen Österreich bewirken? Die Zuversicht beim EM-Debütanten basiert auf einer lässigen Grundhaltung. “Wir sind schließlich das einzige Team Europas, das noch nie bei einer EM-Endrunde verloren hat", grinste Assistenz-Trainer Heimir Hallgrimson nach dem 1:1 gegen Ungarn. Zwei Spiele, zwei Unentschieden. Und jetzt der Premierensieg?