#Euro 2016 Vor der Finalrunde: Die EM sorgt für Ärger — und jetzt auch Vorfreude
Der kuriose Modus lässt Türken und Albaner verzweifeln. Jetzt wird er eine Überraschungsmannschaft ins Finale spülen.
Düsseldorf. Vor dem TV-Gerät sollen sie geweint haben, die Fußballer aus der Türkei. Kapitän Arda Turan übermittelte letzte Grüße. Das EM-Turnier ist für die Türkei und sieben weitere Nationen nach 36 (!) Spielen vorbei, bevor ab morgen bis Montag das Achtelfinale ausgespielt wird. Die Schweiz beginnt gegen Polen (15 Uhr). „Eure Wut und eure Trauer nehmen wir auf uns.
Wenn all das vorbei ist, bleibt unsere Fahne, unser Land und unser Volk zurück“, schrieb Turan. Mit ihm verließen Albaner, Rumänen, Russen, Ukrainer, Tschechen, Schweden und Österreicher die EM-Quartiere. Der Frust ist groß - und der undurchschaubare Turniermodus ein Sack, auf den dieser Tage alle einschlagen. Die Türken seien von Italien ( 0:1-Pleite gegen Irland) betrogen worden.
„Pizza und italienische Marken“ sind zum Boykott aufgerufen. Im stolzen Albanien - als schlechtester Gruppendritter ausgeschieden — erhalten die Spieler Diplomatenpässe, Tränen gab es mit skurrilen drei Tagen Verspätung dennoch: Am Sonntag hatte Albanien gewonnen, Mittwochnacht war man ausgeschieden.
Schuldig: der Turniermodus. „Das kann nicht Sinn eines Turniers sein, dass man solche Vergleiche macht“, zeterte Albaniens Mergim Mavraj und nannte das „Wettbewerbsverzerrung“: „Die anderen wussten, wie sie spielen mussten, um uns zu überholen.“ 24 Teams werden auch bei der paneuropäischen EM 2020 dabei sein. Ob sich auch der Modus hält? Mindestens verwundert nimmt die Welt auch die kuriose Verteilung im Turniertableau auf.
Auf der einen auf das Finale zulaufenden Seite stehen Fußball-Giganten wie Deutschland, Italien, Spanien, Frankreich und England, die bei Welt- und Europameisterschaften 20 Titel gewannen. Nur einer von ihnen wird das EM-Finale 2016 erreichen. In der anderen Hälfte kämpfen titellose Nationen um den Finaleinzug.
Eine Überraschungsmannschaft — im „normalsten“ Fall Portugal oder Kroatien — wird also im Endspiel am 10. Juli stehen. Italien spielt schon jetzt gegen Spanien, der Sieger dann im Viertelfinale gegen Deutschland - oder dessen Achtelfinal-Gegner Slowakei. Ein von der Uefa hervorgehobener Vorteil ist die Tatsache, dass vier von fünf Debütanten die Vorrunde überstanden haben: Wales, Island, Nordirland und die Slowakei.
Ab jetzt spielen sie mit neuem Ball: „Fracas“ (Krach) soll die „hohe Dramatik“ der K.o.-Runde widerspiegeln. Nun denn, Das Turnier beginnt.