„Wales lebt immer noch“: Bale & Co. sind stolz
Lens (dpa) - Immer wieder schlägt Gareth Bale mit der flachen rechten Hand auf den roten Drachen im Wappen auf seinem Trikot. Die Botschaft des Superstars an die geschockten walisischen Fans nach dem bitteren 1:2 gegen England ist unmissverständlich.
„Wir werden bis zum Ende kämpfen. Wir sind immer noch mittendrin“, ruft der 100-Millionen-Mann in die Kameras, die seine Worte in die Heimat übertragen. „Wir gehen in das nächste Spiel jetzt sogar mit noch mehr Stärke.“
Für 14 Spielminuten wähnte sich der tapfere EM-Debütant durch den zweiten Freistoßtreffer von Bale im Turnier zum 1:0 bereits im Achtelfinale - und steht nach der Last-Minute-Niederlage nun vor einem Endspiel gegen Russland. Mit einem Sieg am Montag (21.00 Uhr) in Toulouse wäre Wales sicher weiter. Ein Unentschieden würde auch für den definitiven Sprung unter die Top 16 reichen, sollte nicht England gegen die Slowakei verlieren. „Die Enttäuschung ist unglaublich“, konstatierte Trainer Chris Coleman deshalb. „Aber wie sagt man: Was uns nicht tötet, macht uns stärker.“
Mit einer einfachen Geste drückte auch Chris Gunter das Motto für die nächsten Tage aus: Demonstrativ fasste sich der Rechtsverteidiger beim Gang vom Platz unter sein Kinn - Kopf hoch! „Geschlagen, aber immer noch aufrecht“, titelte die walisische „Western Mail“ im Internet. „Wales hat so viele Schläge in die Magengrube und so viele Messerstiche ins Herz kassiert, als Ruhm nahe schien und dann doch rücksichtslos entrissen wurde. Und deshalb mag der Herzschmerz groß sein - aber Wales lebt immer noch.“
Mit provokanten Sticheleien hatten Bale & Co. vor der Partie das britische Bruder-Duell immer wieder angeheizt und zumindest über weite Strecken durch eine kämpferische Leistung Wort gehalten. Während England jedoch mit den eingewechselten Torschützen Jamie Vardy und Daniel Sturridge nachlegen konnte, fehlt Wales diese qualitative Tiefe im Kader zumindest im Duell mit den Top-Nationen.
So werden auch gegen Russland wieder alle Augen auf Bale gerichtet sein. „Ich bin sehr stolz auf jeden von uns“, verkündete der Starstürmer von Real Madrid. „Wenn wir ausscheiden, aber 100 Prozent geben, bereue ich nichts. Wir sind immer noch glücklich, wir genießen die Erfahrung - und wir haben immer noch ein Spiel.“