Zeitung: Rüpel Nasri muss Rekordbann fürchten
Donezk (dpa) - Frankreichs EM-Rüpeln drohen drastische Strafen. Die Verbandsspitze zieht nach einem Bericht der „L'Équipe“ sogar einen Rekordbann für den pöbelnden Samir Nasri in Betracht, um die aufgebrachte Öffentlichkeit zu besänftigen.
Dem Mittelfeldspieler könnte eine Suspendierung von bis zu zwei Jahren und damit das Aus für die WM 2014 in Brasilien bevorstehen, schreibt die Sporttageszeitung. Hatem Ben Arfa, Yann M'Vila und Jérémy Ménez seien wegen unterschiedlicher Verfehlungen beim Turnier in Polen und der Ukraine ebenfalls im Visier.
Nach ihrer Generalschelte am Vortag sprach sich auch Frankreichs Sportministerin Valérie Fourneyron erstmals für mögliche Maßnahmen gegen die Sünder aus. „Es gibt Regeln innerhalb des Verbandes und wenn es ein Verhalten gibt, das sanktioniert werden muss, sollte dies getan werden“, sagte sie am Montagabend beim TV-Sender Canal Plus. „Wir dürfen nicht gleichgültig bleiben“, forderte Rekordnationalspieler und Weltmeister Lilian Thuram, „die meisten Menschen sind schockiert und empört durch diese Kommentare.“
Nach dem „L'Équipe“-Bericht könne das FFF-Exekutivkomitee bereits bei einem Treffen am kommenden Dienstag ein Verfahren einleiten. Die Botschaft ist klar: Auch aus Sorge um seine Wiederwahl im kommenden Dezember würde Verbandspräsident Noël Le Graët mit einer harten Strafe ein klares Signal an die Regionalverbände und die Fans senden, dass ein derartiges Verhalten „unerträglich“ ist, wie er zuletzt betonte.
Der Funktionär habe Nasri klargemacht, dass er ein solches Verhalten für seinen Verein, aber nicht im Trikot der französischen Mannschaft zeigen könne, schreibt „L'Équipe“. In einer Online-Umfrage des Blattes sprachen sich am Dienstag sogar 56 Prozent der mehr als 65 000 Teilnehmer für das endgültige Ende von Nasris Karriere im Nationalteam aus.
Nach dem Viertelfinal-Aus gegen Spanien hatte der Profi von Manchester City einen Reporter wüst beleidigt. Zuvor war er bei der EM schon durch einen Kabinenzoff mit Alou Diarra und einem gegen Journalisten gerichteten Torjubel aufgefallen. „Ich verstehe, dass die Menschen geschockt sein können, weil man sein Land vertritt. Man spielt auch für 60 Millionen Franzosen. Der kleinste Fehler kann enorme Ausmaße annehmen“, sagte sein Mitspieler Yohan Cabaye, sprach sich aber gegen eine Strafe für Nasri aus: „Samir ist, wie er ist. Er hat Charakter“.
Eine Rekordstrafe für das Enfant terrible wäre allerdings auch eine deutliche Überraschung und stände nicht im Verhältnis zu den Geschehnissen bei der WM 2010 in Südafrika. Nicolas Anelka hatte dort für seine Beleidigung des damaligen Nationaltrainers Raymond Domenech eine Sperre von 18 Länderspielen - gleichbedeutend mit 15 Monaten - erhalten. Der diesmal tadellose Franck Ribéry musste wegen seiner Anführerschaft beim Trainingsstreik fünf Spiele aussetzen, Patrice Evra drei Partien.
Die Profis Ben Arfa, der sich in der Ukraine mit Trainer Laurent Blanc angelegt hatte, M'Vila und Ménez müssen wegen kleinerer Verfehlungen laut „L'Équipe“ einen Bann von bis zu vier Spielen fürchten. Offen ist auch weiterhin, ob Nationaltrainer Laurent Blanc seine Arbeit fortsetzt. Binnen einer Woche wollen sich der Coach, dessen Vertrag nach der EM ausläuft, und Le Graët zu Gesprächen treffen. Dem französischen Fußball stehen auch nach dem EM-Aus spannende Tage bevor.