Arbeloa soll Superstar „CR7“ stoppen
Donezk (dpa) - Wenn das mal nicht ins Auge geht: Ein Allerweltsverteidiger soll Superstar „CR7“ stoppen. Àlvaro Arbeloa steht im EM-Halbfinale zwischen Spanien und Portugal vor der Herkulesaufgabe gegen Cristiano Ronaldo.
„Àlvaro hat seine Aufgaben bislang gut bewältigt“, sprach Trainer Vicente del Bosque dem 29-Jährigen vor dem voraussichtlichen Schlüsselduell am Mittwoch in Donezk indes sein volles Vertrauen aus. Normalerweise spielt Arbeloa beim Meister Real Madrid mit dem dynamischen, dribbelstarken und torgefährlichen Narziss zusammen. Jetzt trifft er erstmals in einer - zudem eminent wichtigen - Pflichtpartie auf seinen Club-Kollegen. Und das gleich in einer delikaten direkten Konfrontation. „Cristiano ist ein außergewöhnlicher Spieler“, betonte Arbeloa die besonderen Fähigkeiten des neben dem Argentinier Lionel Messi als weltbester Fußballer geltenden Portugiesen.
Angst hat Arbeloa vor seiner bislang größten Herausforderung bei diesem Turnier nicht, größten Respekt logischerweise schon. „Du musst mental und physisch vorbereitet sein“, meinte er, „du musst das Beste zeigen. Du kannst ihn nicht 90 Minuten lang stoppen, aber es wird eine wundervolle Herausforderung für mich. Ich möchte mich immer mit den besten Spielern der Welt messen.“ Zuletzt bewies der solide Rechtsverteidiger gegen Franck Ribéry, dass er gegen Stars problemlos bestehen kann. Der Spanier neutralisierte den flinken Offensivmann beim 2:0-Viertelfinalsieg gegen Frankreich weitgehend.
Weil Ronaldo ein anderes Kaliber ist, steht im Notfall Innenverteidiger Gerard Piqué - und wenn es sein muss, die ganze spanische Mannschaft - als Unterstützung bereit. „Wir müssen alle versuchen, ihn zu stoppen“, betonte Arbeloa. „Wir haben keinen speziellen Plan für Cristiano“, sagte auch Xabi Alonso, ein weiterer Real-Profi, gelassen. „Wir spielen unser übliches System, und falls es nötig sein sollte, nehmen wir gewisse Anpassungen vor. Wir versuchen immer, die Räume eng zu machen. So stoppt man einen Gegner am besten.“
Möglicherweise benötigt Arbeloa aber gar keine große Hilfe. Vor der EM galt er als Schwachpunkt in der Viererkette. Bei den Titel-Triumphen 2008 (EM) und 2010 (WM) fungierte jeweils Sergio Ramos als zweikampfstarker Außenverteidiger mit großem Offensivdrang. Durch den verletzungsbedingten Ausfall von Abwehrrecke Carles Puyol (FC Barcelona) rückte Ramos in die Innenverteidigung. Eine Position, die er auch bei Real Madrid inzwischen spielt.
Arbeloa stieg bei der EM also nur wegen dieser notwendigen Rochade zum Stammspieler auf. Als eine Art spanischer Jerome Boateng überzeugte er vor allem in der Defensive. Mit gutem Stellungsspiel, gesunder Zweikampfhärte, extremer Ruhe und Abgeklärtheit übte er auf seine Gegner fast schon die Wirkung eines Stoppschilds aus. Damit erfüllt der Defensivmann die klassischen Aufgaben. Um die Rolle des „lateral“ modern zu interpretieren, fehlen Arbeloa indes Qualitäten in der Offensive. Ein Manko, das ihm im Fall einer überzeugenden Abwehrleistung gegen Cristiano Ronaldo keiner anlasten wird.