96-Fans müde von Europa - Slomka: Brauchen Publikum

Hannover (dpa) - Europa ade - diese Schlagzeile möchten Trainer Mirko Slomka und die Fußball-Profis von Hannover 96 nicht lesen. Trotz der 1:3-Pleite in Moskau ist ihre Zuversicht für das Europa-League-Rückspiel gegen das Star-Ensemble von Anschi Machatschkala intakt.

Die eigenen Fans trauen der Mannschaft aber offensichtlich kein „Wunder von der Leine„ zu. Für die Partie gegen Samuel Eto'o und Co. am Donnerstag wurden im Vorverkauf nur 25 000 Karten abgesetzt. Von einer großen Europapokal-Euphorie ist derzeit in Hannover nichts zu spüren.

„Ich hoffe, dass wir die Marke von 30 000 Zuschauern noch knacken. Wir brauchen das Publikum, um ein frühes Tor zu erzielen. Wir wollen in die nächste Runde“, erklärte Slomka zur Ausgangsposition. Der Bundesligist benötigt einen 2:0-Sieg, um wie im Vorjahr in das Achtelfinale einzuziehen. „Diejenigen Fans, die dabei sind, sind echte Rote. Sie werden uns einpeitschen“, setzte der Coach auf lautstarke Unterstützung von den Rängen.

Auch die Spieler gehen mit großer Zuversicht in die Mission Aufholjagd. „Wir haben eine gute Chance. In der Mannschaft herrscht eine gute Stimmung“, betonte Stürmer Mohammed Abdellaoue. „Wir müssen einen guten Tag erwischen und viel investieren“, sagte Abwehrmann Konstantin Rausch. „Für uns sind die Fans wichtig. Wenn wir ein frühes Tor schießen und das Stadion aufwacht, ist alles möglich.“

Doch die 49 000 Zuschauer fassende AWD-Arena wird wahrscheinlich nur gut zur Hälfte gefüllt sein. „Der Reiz aus der vergangenen Saison ist nicht mehr so da“, sagte Clubchef Martin Kind. Er hat für das Spiel gegen den russischen Tabellenzweiten die Eintrittspreise in zwei Fan-Blöcken angehoben. Diese Strafaktion für die Bengalo-Fraktion unter dem eigenen Anhang kann das geringe Interesse aber nicht allein erklären.

Stadionchef Thorsten Meier verwies auf andere Gründe wie die späte Anfangszeit, die Live-Übertragung im frei empfangbaren Fernsehen, das große Angebot an Spielen und die kalten Temperaturen. Von einer generellen Abkühlung der „Alten Liebe“ (Vereinslied) zwischen Hannover 96 und den Fans könne man nicht reden. Bereits am Samstag kommt der Hamburger SV zum Nord-Duell nach Hannover. „Das Spiel ist komplett ausverkauft“, sagte Meier.

Zuvor will der heimstarke Bundesligist seine Europa-Chance nutzen. Zwei Tore sind der starken 96-Offensive um Abdellaoue, Mame Diouf und Top-Vorbereiter Szabolcs Huszti gegen Machatschkala durchaus zuzutrauen. Zuletzt klappte das Toreschießen beim 2:2 in Nürnberg auch auswärts. Abwehrschnitzer verhinderten aber eine rundum gelungene Europapokal-Generalprobe. Slomka will die linke Seite mit dem Belgier Sébastien Pocognoli stabilisieren. Ein Taktieren mit Blick auf das HSV-Match 41 Stunden später schloss er aus.

Das Anschi-Team reiste vom Trainingslager in Marbella nach Hannover. Trainer Guus Hiddink muss ebenfalls umstellen. Der offensivstarke Verteidiger Yuri Schirkow ist gesperrt. Dafür kann Hiddink in Lacina Traoré einen dritter Top-Stürmer einsetzen. Der 2,03 Meter lange Hüne aus der Elfenbeinküste fehlte im Hinspiel, auf ihn muss Hannovers Wackelabwehr besonders aufpassen. „Wir haben ausreichend Spiele von ihm beobachtet“, versicherte Slomka.

Die voraussichtlichen Aufstellungen zu Hannover 96 - Anschi Machatschkala

Hannover 96: Zieler - Sakai, Djourou, Schulz, Pocognoli - Schmiedebach, da Silva Pinto - Ya Konan, Huszti - Diouf, Abdellaoue

Anschi Machatschkala: Gabulow - Eschtschenko, João Carlos, Ewerton, Logaschow - Diarra, Jucilei, Boussoufa - Eto'o, Willian - Traoré

Schiedsrichter: Eriksson (Schweden)