Bester Bundesligist: „Reifeprozess“ bei Hannover 96
Valencia (dpa) - Der Ärger über den Last-Minute-Ausgleich hielt nicht lange an. „Es macht uns ein bisschen stolz, nachdem wir den Schock verdaut haben“, kommentierte Mirko Slomka lächelnd die Europapokal-Erfolgsserie von Hannover 96.
Trotz des spät kassierten 2:2 (2:0) bei UD Levante in der vierten Minute der Nachspielzeit hat der niedersächsische Club die beste Bilanz der vier Bundesligisten. „Das zeigt einen Reifeprozess“, sagte Sportdirektor Jörg Schmadtke. Nach vier Siegen in der Qualifikation blieb Hannover auch in der Gruppenphase ungeschlagen und zog als Tabellenerster in die nächste Runde. „Ungeschlagen - das hört sich gut an. Gruppenerster zu werden, das war eine große Motivation für uns“, sagte der entspannt wirkende Slomka. Sportdirektor Schmadtke möchte nun in der K.o.-Phase „da hin, wo es nicht so kalt ist“, wie er grinsend erklärte.
Ein Duell gegen Schmadtkes Lieblingsgegner FC Liverpool ist bei der Auslosung am 20. Dezember allerdings nicht möglich, weil der Premier-League-Club in Gruppe A ebenfalls Erster wurde. Mitte Februar wäre es im Norden Englands allerdings auch nicht besonders warm.
Christian Schulz antwortete auf die Frage nach dem bevorzugten Gegner in der Runde der besten 32 Teams trotzdem: „Ein englisches Team wäre cool, auch für die Fans.“ Tottenham Hotspur und Newcastle United liegen kurz vor Weihnachten im Lostopf, Liverpool und der FC Chelsea wären frühestens im Achtelfinale möglich.
Dass Hannovers Profis und Fans sich über die nächsten Reiseziele Gedanken machen dürfen, liegt an der beeindruckenden Souveränität, die 96 in der Europa League gezeigt hat. „Wir haben uns an internationale Spiele gewöhnt“, erklärte Schmadtke. In gerade einmal zwei Spielzeiten absolvierte der Club bereits 24 Europa-League-Partien und verlor dabei nur drei.
Dass Hannover im Estadi Ciutat de Valencia nach der Führung durch Lars Stindl (18. Minute) und Didier Ya Konan (26.) noch den Ausgleich durch Angel (49.) und Vicente Iborra (90.+4) kassierte, war eher ein Schönheitsfehler. Vor allem in der ersten Halbzeit zeigte der Bundesligist seine Spezialität: Schnelle Gegenangriffe aus einer sicheren Abwehr.
„Wir haben vorne sehr stark gespielt und hinten sehr eng gestanden“, sagte Slomka zur stärksten Phase seiner Mannschaft und forderte: „Das brauchen wir auch in der Bundesliga.“ Dort hatte 96 zuletzt einige Probleme und steht nun gegen Bayer Leverkusen unter Druck. Verliert Hannover am Sonntag gegen die ebenfalls in der nächsten Europa-League-Runde stehenden Leverkusener, verliert der Tabellenzwölfte den Anschluss an die internationalen Startplätze.
Ausgerechnet jetzt fällt Stindl mehrere Wochen aus. Der Mittelfeldspieler musste bei Levante beim Stand von 0:2 verletzt ausgewechselt werden. Am Freitag wurde in Hannover eine Verletzung des Syndesmosebandes diagnostiziert. Erst im nächsten Jahr kann der Torschütze und Vorlagengeber wieder das 96-Spiel ankurbeln.