Hinspiel in Amsterdam Der Schock reist mit: Schalker in Gedanken in Dortmund
Amsterdam (dpa) - Der Schock reiste mit nach Amsterdam. Der Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund hat auch die Spieler von Schalke 04 merklich mitgenommen.
„Das hat alle schockiert. Da haben wir mit zu kämpfen“, erklärte Trainer Markus Weinzierl vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Europa League bei Ajax Amsterdam am Donnerstag: „Man konnte sich nicht vorstellen, dass so etwas überhaupt passiert. Nun ist es passiert, vor unserer Haustür. Nun hoffen wir, dass es eine einmalige Sache war. Und hoffen, dass wir uns auf das Spiel konzentrieren können.“
Manager Christian Heidel berichtete, „dass das natürlich das zentrale Thema in der Mannschaft ist. Das beschäftigt einen natürlich. Ich hoffe, dass die Gedanken bald wieder weg sind.“ Stürmer Klaas-Jan Huntelaar beteuerte: „Angst habe ich nicht, aber es kann natürlich überall passieren.“ Für die Schalker sei es aber zumindest einfacher als für die Dortmunder Kollegen: „Wir haben nicht das erlebt, was die Dortmunder erlebt haben. Für sie ist es sicher schwerer.“
Schon am Abend der Attacke hatten sich zahlreiche Schalker in den sozialen Netzwerken schockiert gezeigt. „Getrennt in den Farben, vereint gegen Gewalt“, schrieb Kapitän Benedikt Höwedes bei Twitter. „In solchen Momenten hält man im Revier fest zusammen“, schrieb der Verein. Und Holger Badstuber war „in Gedanken in Dortmund. Erschreckend, was dort passiert ist.“
Doch wie Dortmund muss sich der Ruhrpott-Rivale aus dem rund 35 Kilometer entfernten Gelsenkirchen auf ein sportlich extrem wichtiges Spiel konzentrieren. Irgendwie. Denn das Motto vor dem Spiel bei Ajax Amsterdam lautet: Eurofighter reloaded oder eine endgültig verkorkste Saison.
Zum einen bietet sich die große Gelegenheit, 20 Jahre nach dem legendären Sieg im UEFA-Cup den größten Erfolg der Vereinsgeschichte im Nachfolge-Wettbewerb zu wiederholen. Andererseits ist es wohl auch die letzte Chance, die bisher enttäuschende Premieren-Saison von Trainer Markus Weinzierl und Manager Christian Heidel zu retten.
„Wenn es in der Bundesliga nicht läuft wie gewünscht, muss man in der Europa League die Chance nutzen“, hatte Heidel in der Sport Bild erklärt: „Und wenn man im Viertelfinale steht, will man ins Halbfinale.“
Deshalb beschwört Schalke den Geist von 1997. „Genau diese Mentalität“ will Kapitän Höwedes in der aktuellen Mannschaft erkannt haben. Nach dem Achtelfinal-Rückspiel bei Borussia Mönchengladbach hielt Höwedes auf einem Kabinenfoto auch schon einmal einen „Eurofighter“-Schal in die Höhe.
Und auch die Helden von damals glauben an die Nachfolge-Generation. „Dieser spezielle Geist der Eurofighter lebt wieder auf Schalke“, schrieb der damalige Kapitän Olaf Thon im kicker. Der als „Kampfschwein“ legendär gewordene Marc Wilmots erklärte im Stadtspiegel Gelsenkirchen: „Die Schalker sind etwas stärker als Ajax. Und wenn sie weiterkommen und nicht schon im Halbfinale auf Manchester United treffen, ist alles möglich.“ Und der damalige Mittelfeldspieler Ingo Anderbrügge erzählte: „Die Stimmung hat uns damals getragen, und sie kann die Spieler auch diesmal tragen.“
Ein besonderes Spiel wird es für Schalke-Stürmer Klaas-Jan Huntelaar. Der spielte nicht nur von 2006 bis 2009 in Amsterdam, sondern kehrt Gerüchten zufolge im Sommer auch dorthin zurück. In einem Interview in seiner niederländischen Heimat preschte er nun nach vorne und verkündete seinen Abschied zum Saisonende. „Er hat für sich eine Entscheidung gefällt, bevor wir unsere getroffen haben. Aber das ist vollkommen in Ordnung“, sagte Heidel.