Falcao: „Kolumbiens Messi“ erobert Europa
Porto (dpa) - Der Mann macht seinem Namen alle Ehre. Radamel Falcao, zu Deutsch „Falke“, ist der neue Fußball-Überflieger. Mit dem FC Porto will der 25-Jährige am Mittwoch im portugiesischen Bruderduell gegen Sporting Braga in Dublin die Europa League gewinnen.
Als „Sieger der Saison“ steht der Kolumbianer, der mit 16 EL-Toren einen 15 Jahre alten UEFA-Cup-Rekord von Jürgen Klinsmann brach, schon vor dem Finale fest. „Falcaos Marktwert ist von 15 auf 40 Millionen Euro gestiegen“, schätzt FIFA-Agent Artur Fernandes.
Der „kolumbianische Messi“, der „König“, wie Medien Falcao inzwischen nennen, erobert Europa. In den vergangenen Monaten hatten bereits englische Topclubs Interesse bekundet, nun soll auch Real Madrid seine Fühler ausgestreckt haben. Der Vielbejubelte, vom Papa nach dem früheren brasilianischen Nationalspieler Falcao getauft, will daran aber noch keine Gedanken verschwenden: „Tatsache ist, dass mein Vertrag mit Porto noch zwei Jahre läuft. Ich muss mich jetzt konzentrieren, damit wir in Dublin und (am Wochenende) auch das portugiesische Pokalfinale gewinnen“.
Das Triple winkt, denn die „Drachen“ aus Porto haben schon die Liga in der Tasche. Falcaos „Höhenflug“ war dabei mitentscheidend. „Seine Tore sind unglaublich“, sagt Porto-Trainer André-Villas Boas. Vor allem die Kopfballtreffer des für einen Mittelstürmer klein gewachsenen 1,75-Meter-Mannes sorgen für Erstaunen. „Mein Papa hat mir das Kopfballspiel beigebracht. Er war ein toller Abwehr-Spieler und hat mir gezeigt, wie man es anstellt, um in der Luft zu schweben“, erzählte der Stürmer, der auch „Tiger“ gerufen wird.
Die Lehrstunden an der Karibik in Falcaos Geburtsstadt Santa Marta zahlten sich aus. Beim 5:1-Hinspielsieg im EL-Halbfinale gegen Villarreal schnürte der Stürmer einen Viererpack, und der Fernseh- Sender „TVI“ verstieg sich zur Behauptung, Falcao sei nun „eine Legende“. Auch Sturmkollege Hulk geriet ins Schwärmen. Der Mann, der immerhin schon in der brasilianischen Nationalelf gekickt hat, versicherte: „Ich hatte nie so einen tollen Sturmpartner wie Falcao“.
Argentinische Späher erkannten die Qualitäten Falcaos früh. Schon mit 14 musste Klein-Radamel die Koffer packen und ins 6000 Kilometer südlich gelegene Buenos Aires ziehen. Mit dem Topclub River gewann Radamel Falcao García Zárate 2008 die Meisterschaft, zwischen 2005 und 2009 schoss er in 87 Spielen 34 Tore. Dass am Rio de La Plata ein Supertalent heranreifte, sprach sich bald auch in Europa herum, und 2009 wechselte er für vier Millionen Euro nach Porto.
Trotz der Erfolge und aller Lobhudeleien der vergangenen Wochen hebt der „Falke“ im Privatleben - anders als auf dem Fußballplatz - nicht ab. Der verheiratete, tiefreligiöse Mann, der in der Freizeit gern Bücher des kolumbianischen Literaturnobelpreisträgers Gabriel Garcia Márquez und anderer renommierter Autoren liest, bleint ruhig und übt sich in Bescheidenheit: „Ob ich ein Phänomen bin? Nein, nein, ich stehe noch am Anfang, ich lerne noch“, versichert er.