Freiburg mit missglücktem Europapokal-Comeback
Freiburg (dpa) - Der SC Freiburg hat einen sicher geglaubten Sieg beim Europapokal-Comeback durch zwei schwere Fehler verschenkt. 4305 Tage nach dem letzten Auftritt im damaligen UEFA-Cup war die Mannschaft von Trainer Christian Streich beim 2:2 (2:0) gegen Slovan Liberec die bessere Mannschaft.
Bis ein Torwartfehler von Oliver Baumann und ein katastrophaler Fehlpass von Admir Mehmedi den Tschechen beide Tore zum Ausgleich ermöglichten. „Wir haben im Prinzip zwei Eigentore geschossen“, sagte SC-Trainer Christian Streich. Das Remis sei „nicht so einfach zu verarbeiten“.
Zuvor hatten Kapitän Julian Schuster per Foulelfmeter (23. Minute) und Mehmedi (35.) zur Pausenführung getroffen. Nachdem Wladislaw Kalitwinzew (67.) und Michael Rabusic (74.) getroffen hatten, geriet der SC aber ins Schwimmen und verlor zudem Karim Guédé mit einer Gelb-Roten Karte (77./wiederholtes Handspiel). Bei den Gästen musste Sergej Rybalka mit Gelb-Rot vom Platz (90.+1).
„Mir fehlen ehrlich gesagt die Worte. Wir haben in der zweiten Halbzeit Fehler gemacht, die dürfen an so einem Tag nicht passieren“, sagte Mike Hanke. „Wir sind selber schuld. In der zweiten Halbzeit lief einiges gegen uns“, sagte Unglücksrabe Baumann, der im TV-Sender Sky von einem „ziemlich verrückten“ Spiel sprach.
„Der SCF, der SCF, der SCF ist wieder da“, hatten die Fans der Breisgauer nach der scheinbar sicheren 2:0-Führung schon gesungen und ihre anfangs so überzeugende Mannschaft gefeiert. Doch nach der bislang besten ersten Hälfte dieser Spielzeit ließen die Gastgeber nach dem Wechsel in ihrem Engagement nach, gerieten völlig aus dem Konzept und mussten am Ende noch froh über den einen Punkt sein.
Im nächsten Spiel treten die Freiburger am 3. Oktober beim FC Sevilla mit den Deutschen Marko Marin und Piotr Trochowski an. Vierter Gruppengegner ist GD Estoril Praia aus Portugal.
In ihrem ersten Europapokalspiel seit dem 6. Dezember 2001 begannen die Breisgauer sehr motiviert. Schon nach zwei Minuten hatte Mehmedi die erste Kopfballchance, wenig später strich ein Distanzschuss von Jonathan Schmid knapp am Pfosten vorbei (6.).
Trainer Christian Streich, dem Anlass angemessen in Anzug statt Jeans, hatte nach dem 1:2 in Augsburg Veränderungen in der Startelf angekündigt - und hielt Wort. Gleich fünf Spieler rotierten auf den Platz, außer dem Tor und der Doppelsechs um Schuster und Gelson Fernandes waren alle Mannschaftsteile betroffen. So bekamen im Sturm Mike Hanke und Augsburg-Torschütze Mehmedi den Vorzug vor Sebastian Freis und Guédé. Der anfangs ansprechende Auftritt wurde mit der frühen Führung belohnt. Günter wurde von Ondrej Kusnir knapp an der Strafraumgrenze gefoult. Der rumänische Schiedsrichter Pavel Cristian Balaj entschied auf Strafstoß, Schuster verwandelte locker zum 1:0.
Im Gegensatz zu den jüngsten Auftritten in der Liga wirkten die Gastgeber anfangs wie verwandelt. Die mannschaftliche Geschlossenheit stimmte, die Laufwege passten, Streich schien an der Seitenlinie zufrieden mit seinen Profis. Der Coach streckte immer wieder den Daumen in die Höhe - so auch nach dem 2:0 durch Mehmedi. Der Zugang von Dynamo Kiew versuchte es einfach mal aus der Distanz und überwand Liberec-Torwart Premysl Kovar mit einem nicht unhaltbaren Schuss.
Zwölf Jahre nach den letzten internationalen Auftritten 2001/2002 im damaligen UEFA-Cup war von der jüngsten Bundesliga-Verunsicherung 45 Minuten lang nichts zu spüren. Nach der Pause aber erarbeitete sich Liberec nach und nach mehr Spielanteile und übernahm die Kontrolle über das Geschehen auf dem Platz.
Die Freiburger wirkten zunächst ob der 2:0-Führung zu selbstsicher, nach dem Fehler von Baumann aber völlig verunsichert. Der Schlussmann ließ einen harmlosen Distanzschuss von Kalitwinzew über die Hände ins Tor gleiten, der bis dahin starke Mehmedi ebnete mit einem katastrophalen Rückpass die Möglichkeit zum 2:2. Am Ende waren die anfangs so harmlosen Gäste dem Sieg näher als Freiburg.