„Komplexe“ Aufgabe für den SC Freiburg
Freiburg (dpa) - Wenn Christian Streich in den vergangenen Monaten auf die Europa League angesprochen wurde, dann mischten sich unter die Vorfreude des Trainers oft auch Bedenken. Kann der kleine SC Freiburg die große Doppelbelastung wirklich stemmen?
Freiburg (dpa) - Wenn Christian Streich in den vergangenen Monaten auf die Europa League angesprochen wurde, dann mischten sich unter die Vorfreude des Trainers oft auch Bedenken. Kann der kleine SC Freiburg die große Doppelbelastung wirklich stemmen?
Nach zwölf Jahren ist die Überraschungself der letzten Bundesliga-Saison auf die europäische Fußballbühne zurückgekehrt, nachdem die Breisgauer letztmals 2001/2002 im damaligen UEFA-Cup gespielt hatten.
Die Erinnerungen an diese verflixte Saison sind noch sehr präsent. Erst spielte sich der Sportclub bis in die dritte Runde, in der er dem späteren Sieger Feyenoord Rotterdam nur knapp unterlag. Dann stieg er wenige Monate später in die Zweite Liga ab. Hat Streich nun also Angst vor einem ähnlichen Verlauf? „Im Mai 2014 werden wir wissen, ob es für uns zu leisten war“, sagte der Coach. Als Fluch habe er die Europa-League-Teilnahme aber „nie gesehen. Nur als sehr komplexe Herausforderung“, sagte der 48-Jährige der „Badischen Zeitung“. Die Bundesliga, in der Freiburg nach fünf Spielen ohne Sieg Vorletzter ist, stehe jedoch über allem. „Sie ist das Wichtigste.“
Unter Erfolgsdruck setzen sich Team und Trainer in der Europa League nicht. Zwar bezeichnete Stürmer Mike Hanke die Freiburger als Mitfavorit in der Gruppe H, in der sie neben dem Auftaktgegner Slovan Liberec noch auf den spanischen Club FC Sevilla mit den Deutschen Marko Marin und Piotr Trochowski, sowie GD Estoril Praia aus Portugal treffen. Doch ein Ausscheiden in der Gruppenphase wäre kein Beinbruch. Einigermaßen schadlos durch die Saison kommen, ist das Motto an der Dreisam. Die Europacup-Spiele sollen derweil für Ablenkung, Spielpraxis und auch eine breitere Brust sorgen.
„Es sind natürlich viele Spiele, die wir vor uns haben. Ich sehe das aber positiv, sogar als Vorteil“, erklärte SC-Kapitän Julian Schuster. Bei nur kurzen Pausen bis zum nächsten Spiel komme man weniger ins Grübeln. „Es ist in unserer jetzigen Phase unglaublich wichtig, keine lange Trainingswoche zu haben, in der man die Dinge mit sich herumträgt, sondern sich auf etwas Positives freuen und sich ein gutes Gefühl für die Bundesliga holen kann.“
Schuster sieht den SC nach dem Verlust einiger Leistungsträger und dem personellen Neustart in einem „normalen Prozess“. Zuletzt beim 1:2 beim FC Augsburg „hat man ja sehen können, dass wir in der Findungsphase sind“, erklärte er. Pflichtspiele, egal in welchem Wettbewerb, würden das Zusammenspiel da weiter fördern.
Auch Trainer Streich kommen die zusätzlichen Herausforderungen gelegen. „Denn wir gehen davon aus, dass uns im Moment am meisten Spiele dabei helfen können, uns zu verbessern.“ Erfolge in der Europa League könnten sich auch auf den Ligaalltag übertragen und eine heilende Wirkung entfalten. „Für unser Gemüt und unser Selbstvertrauen wären gute Ergebnisse hilfreich“, sagte Streich.
Er ist zudem gespannt, wie sich das Freiburger Trainerteam und der junge Kader auf der internationalen Bühne schlagen werden. „Ich bin ein Typ, der sagt, die Berge abarbeiten, hochgehen und wenn es nicht geht, einen Umweg laufen und dann nächste Woche sich so auf den Gegner vorbereiten, dass es gut wird“, sagte er kürzlich der Zeitung „Die Welt“.
Wobei er sich schon frage, wie man das mache: Sich bis Donnerstag auf die Europa League vorzubereiten und von Freitag an wieder auf die Bundesliga. Bis jetzt habe man das Training „eine Woche ganz akribisch“ auf die Liga ausgerichtet. Ob er das Rätsel lösen kann? Bald wissen die Fans mehr.