Hannover 96 strebt neuen Europa-Höhenflug an
Hannover (dpa) - Für Clubchef Martin Kind ist ein Ausscheiden in der Qualifikation inakzeptabel, für Mittelfeldstratege Sergio Pinto das erneute Erreichen der Europa-League-Gruppenphase gar nur das Minimalziel.
Fußball-Bundesligist Hannover 96 lechzt vor dem Qualifikationshinspiel für eine erneute Europa-League-Teilnahme am Donnerstag bei den irischen Halbprofis von St. Patrick's Athletic nach neuen europäischen Heldentaten.
Angesichts der bislang durchwachsenen Vorbereitung mit zwei herben Pleiten gegen den Zweitligisten Hertha BSC (0:4) und den Drittligisten Preußen Münster (0:2) warnte 96-Boss Kind die Profis vor dem Abflug am Mittwoch noch einmal vor zu viel Leichtsinn. „Ich gehe davon aus, dass die Mannschaft hochkonzentriert und leistungsbereit diese Herausforderung annimmt“, sagte Kind der Nachrichtenagentur dpa. Es klang wie eine Drohung.
Die Spieler schienen das verstanden zu haben und gaben sich nach der Ankunft fokussiert. „Das wird ein ganz enges Spiel. Ich erwarte Kampf über 180 Minuten, hoffentlich nicht länger“, sagte Kapitän Steven Cherundolo. Auf die leichte Schulter will das Spiel niemand nehmen. Im Vorjahr hat der Club gemerkt, wie lukrativ eine konzentrierte Spielzeit in der Europa League sein kann. Insgesamt 20 Millionen Euro nahm 96 auf dem wundersamen Weg bis ins Viertelfinale ein und erlöste damit einen Gewinn von rund fünf Millionen Euro.
„Das zu wiederholen wäre wirtschaftlich, aber auch sportlich enorm wichtig“, bekräftigte Kind, der 96 nach zwei erfolgreichen Jahren mit den Plätzen vier (2010/2011) und sieben (2011/2012) in der Bundesliga und dem Europa-League-Viertelfinale am Beginn einer neuen Ära sieht. „Ich denke schon, dass das mehr als eine Momentaufnahme ist. Ich sehe das als Beginn einer Leistungsentwicklung. Unser Ziel ist es ganz klar, uns nachhaltig im oberen Drittel der Bundesliga zu etablieren. Wenn wir das schaffen, werden wir auch häufig international spielen.“
Kalkuliert haben die Niedersachsen erneut nicht mit Europa-League-Millionen. Ein Aus gegen den klaren Außenseiter aus Dublin hätte somit „nur“ einen Imageschaden zur Folge. „Sportlich wäre das natürlich inakzeptabel“, gab Kind den Spielern daher mit auf den Weg auf die grüne Insel. Für die ist ein Scheitern ohnehin undenkbar. „Die Gruppenphase ist das Minimalziel“, verkündete Pinto.
Wie schon im vergangenen Jahr, als Hannover als Außenseiter den spanischen Spitzenclub FC Sevilla ausschaltete, müsste auch diesmal wieder die Qualifikation in zwei Playoffspielen (23. und 30. August) perfekt gemacht werden - ein Weiterkommen gegen St. Patrick's vorausgesetzt. Vor dem ersten Pflichtspiel gegen den achtmaligen irischen Champion schürte Angreifer Jan Schlaudraff die Hoffnungen der 96-Fans auf eine erneut starke Saison mit vielen Highlights.
„Wir haben in den letzten zwei Jahren gute Leistungen abgeliefert. Das wollen wir auch in dieser Saison tun“, versprach der Ex-Nationalspieler, und Trainer Mirko Slomka pflichtete via „Kicker“ bei: „Die Reise durch Europa stand für unsere Fans an erster Stelle. Ich wünsche mir, dass es so weitergeht.“
Im frühen Pflichtspielstart sieht der Coach auch einen Vorteil im Vergleich zur Bundesliga-Konkurrenz. „Ich bin froh darüber. Keine langgezogene Vorbereitung, so kommen wir gut in den Rhythmus“, sagte Slomka, der noch auf die Neuzugänge Felipe (Muskelfaserriss) und Adrian Nikci (Trainingsrückstand) sowie Stürmer Mame Diouf (Reha) verzichten muss. Dagegen steht Leon Andreasen über zwei Jahre nach seinem bislang letzten Spiel für 96 vor dem Comeback. Der verletzungsanfällige Däne ist gar ein Kandidat für die Startelf.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
St. Patrick's: Clarke - O'Brien, Kenna, Browne, Bermingham - Russell, Chambers, Bolger - O'Connor, Fagan, Forrester
Hannover 96: Zieler - Cherundolo, Haggui, Eggimann, Schulz - Andreasen (Schmiedebach), Pinto - Stindl, Huszti - Schlaudraff, Abdellaoue
Schiedsrichter: Tamás Bognar (Ungarn)